
Die aktuelle Entwicklung dürfte auch Gegner einer Frauenquote zum Nachdenken bringen.
Niedersachsen ist mit dem überaus niedrigen Frauenanteil bei weitem kein Einzelfall. Den geringsten Frauenanteil gibt es mit 24,5 Prozent im baden-württembergischen Landtag, den höchsten mit 40,6 Prozent in Thüringen. Im Durchschnitt sind etwa ein Drittel der Abgeordneten in Länderparlamenten Frauen. Hier in Hannover ist es nur ein schwacher Trost, dass in Niedersachsen zum ersten Mal eine Frau zur Landtagspräsidentin gewählt worden ist und dass drei der fünf Fraktionsvorsitzenden Frauen sind. Frauen und Politik – das läuft irgendwie nicht rund. Es reicht nicht, wenn man nur auf die wenigen Frauen in den Führungspositionen schaut. Die aktuelle Entwicklung dürfte auch Gegner einer Frauenquote zum Nachdenken bringen.
Die reflexhafte Forderung nach einer Quote ist zumeist die erste Antwort, die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf die zweite. Über die erste muss man inzwischen wohl in allen Parteien nachdenken, die zweite sollte sowohl in der Politik als auch der übrigen Berufswelt heute eine Selbstverständlichkeit sein. In der Politik geht das Problem allerdings tiefer. Nach wie vor sind viele Parteien in den Gliederungen männerdominiert, einige Parteien sind davon besonders betroffen. Auf dem Landeskongress der niedersächsischen Jungen Liberalen vor etwa zwei Wochen konnte man sich die im Saal anwesenden Frauen an zehn Fingern abzählen.