Die Niedersächsin des Monats Januar…
…hat schon sehr früh, nämlich Ende Dezember, ihre kritische Position zu einer allgemeinen Impfpflicht erläutert. Sie wurde daraufhin als Impfgegnerin beschimpft, obwohl sie das gar nicht ist. Sie kann damit als eine Frau gelten, die die volle Härte der mittlerweile irrationalen Debattenkultur in Deutschland abbekommen hat. Die Niedersächsin des Monats heißt…
…Petra Bahr, ist Regionalbischöfin der evangelischen Landeskirche im Sprengel Hannover und bekommt den Titel von der Redaktion des Politikjournals Rundblick verliehen, weil sie beispielhaft die Defizite der aktuellen Corona-Diskussion in Deutschland verdeutlicht hat. Sie klagte über den Trend zu einer „mutwilligen Entdifferenzierung“. Das passt sehr gut in die Zeit, Petra Bahr hat es auf den Punkt gebracht.
Hier noch einmal die wesentlichen Ereignisse: Ende Dezember legte sich der Deutsche Ethikrat fest in Bezug auf die Impfpflicht, mehrheitlich entschied sich das Gremium dafür, diese Pflicht zu empfehlen. Petra Bahr gehörte zu den Skeptikern. Sie erklärte, dass man eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen, die in Kontakt zu besonders gefährdeten Menschen treten, etwa zu Altenheimbewohnern, durchaus einführen könne. Auch sieht sie eine moralische Verpflichtung zur Impfung.
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Eine gesetzlich bestimmte allgemeine Impfpflicht aber entferne sich vom Bezug zur Gefährdungslage, und dort komme die Selbstverantwortung des Menschen in Betracht, auch sein Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper, das in Jahrhunderten der Demokratiegeschichte erstritten worden sei. Wenn man das einschränken wolle, bedürfe es schon einer besonderen, überzeugenden Begründung.
Die aber fehle nicht zuletzt auch deshalb, weil nicht einmal wichtige Begleiteffekte der Impfpflicht geregelt seien: Was ist mit den Sanktionen, wenn jemand die Pflicht nicht erfüllt? Wie ist es mit dem Impfregister, das die Nachprüfung ermöglicht? Wie steht es um die verschiedenen Impfstoffe, ihre Wirkungen, Nebenwirkungen und ihre Verfügbarkeit?
Orientierungshilfe in schwieriger Debatte
Petra Bahr hat damit den Finger in die Wunde gelegt, und das schon sehr früh. Derweil fällt die neue Bundesregierung durch Enthaltsamkeit auf, da sie nicht einmal in der Lage ist, in dieser höchst schwierigen Situation einen eigenen richtungsweisenden Vorschlag zu unterbreiten. Petra Bahr hat die Debatte, die politisch schon jetzt verworren und orientierungslos wirkt, früh in einen Wertekanon eingebettet und damit eine Orientierungshilfe geleistet.
Denn Orientierung bietet selbstverständlich auch die Minderheitsmeinung innerhalb des Ethikrates, weil es bei diesem Gremium ja auch oder vor allem darum geht, dass Experten unterschiedlicher Disziplinen Argumente zusammentragen, auf die nicht jeder kommt, und diese abwägen. Sie entscheiden nicht, dafür ist das Parlament gewählt. Petra Bahr ist dieser Aufgabe auch in stürmischen Zeiten bemerkenswert klar und deutlich nachgekommen. Das bringt ihr jetzt den Titel „Niedersächsin des Monats“ ein. Glückwunsch dazu!
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