…hätte sich wohl vor einem Jahr nie träumen lassen, dass sie einmal in dieser Kategorie landen würde. Doch die Umstände brachten es mit sich. Seit fünf Monaten ist sie dem politisch interessierten Publikum in Niedersachsen ein Begriff, weil sie zur Erklärung der aktuellen Politik gefordert war. Dabei ist die öffentliche Kommunikation gar nicht der Schwerpunkt der Juristin. Die Niedersächsin des Monats Juli heißt…

Foto: MB

…Claudia Schröder, ist 60 Jahre alt und wohnt mit ihrem Mann in Hildesheim-Bavenstedt. Ehrenamtlich arbeitet sie in ihrer Heimat auch als Ortsbürgermeisterin, doch bekannt wurde Schröder als Vize-Leiterin des Krisenstabes der Landesregierung. Zu dieser Aufgabe kam sie, weil die Juristin mit CDU-Parteibuch seit einigen Jahren sehr erfolgreich im Hauptberuf die Gesundheitsabteilung im niedersächsischen Sozialministerium leitet. Als der Krisenstab Mitte März eingesetzt wurde, entschied sich die Landesregierung, ihn sehr stark auf die Kernaufgabe, die Gesundheitsversorgung, zuzuschneiden.


Lesen Sie auch:

Unser neuer Corona-Krisenmanager: Heiger Scholz

Krisenstab verteidigt neue Corona-Verordnung gegen Kritik

Scholz: Keine kostenlosen Corona-Tests für Urlaubsrückkehrer


So wurde Sozial-Staatssekretär Heiger Scholz der Chef des Krisenstabes, Schröder als Gesundheits-Fachfrau der Regierung seine Stellvertreterin. Da Scholz selbst über Wochen wegen der Verminderung der Ansteckungsgefahr von zuhause aus arbeitete, musste Schröder als die Nummer zwei mindestens einmal wöchentlich, anfangs sogar täglich, in den Pressekonferenzen über das Infektionsgeschehen und die neuesten Corona-Verordnungen der Regierung unterrichten. Das tat sie stets auf eine ruhige, sachliche und manchmal auch allzu ausführliche Art und Weise. Da die gebürtige Baden-Württembergerin trotz vieler Anfeindungen gegen die Corona-Politik des Landes sich nie von ihrem betont sachlichen, juristisch peniblen Duktus der Vortrags abbringen ließ, verkörpert sie Stabilität und Kontinuität in einer Regierungspolitik, die zuweilen wenig konsistent und durchdacht wirkt, sondern den Eindruck von Flickwerk hinterlässt.

Schröder vertrat die Regelungen in der Öffentlichkeit

Dass die Rundblick-Redaktion nun ausgerechnet Claudia Schröder ausgewählt hat, soll ausdrücklich nicht als Anerkennung für das Corona-Krisenmanagement der Landesregierung verstanden werden. Ein solches Werturteil wäre zum einen verfrüht, zum anderen gibt es mehr als genug berechtigte Kritik an den Verordnungen, die über die vergangenen Wochen verhängt wurden. Vieles, was im Großen und Ganzen angemessen schien, war im Detail derart kompliziert, verwinkelt und in Verwaltungsdeutsch wortreich niedergeschrieben worden, dass selbst Fachleute den Überblick verloren hatten.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Aber die Verantwortung dafür tragen die politischen Entscheidungskräfte, im Sozialministerium nun die Ministerin und ihr Staatssekretär, darüber hinaus aber wegen des wachsenden Einflusses der Staatskanzlei auf die Inhalte der Ministerpräsident und sein Chef der Staatskanzlei. Da auch die anderen Ministerien mitsprachen in den wichtigen Fragen, sind auch die anderen Minister und Staatssekretäre nicht von einer Mitverantwortung frei zu sprechen. Claudia Schröder indes als Leiterin der Gesundheitsabteilung hatte nie den politischen Einfluss, der nur den politischen Spitzen zufällt.

Daher beschränkte sich ihr Teil der Verantwortung zum einen auf die Vorschläge für Regeln, die sie aus Sicht der besten Gesundheitsversorgung der Bevölkerung abgab, zum anderen Teil auf die Vertretung der Festlegungen nach außen – zunehmend eben auch in der Öffentlichkeit. War es auch so, dass ihre langen Vorträge manchen Zuhörer nerven konnten, so ist Schröder doch zu attestieren, dass sie stets bemüht war, möglichst genau und detailliert die einzelnen Festlegungen zu erklären – wie auch die sachlichen Gründe, die zu diesen Festlegungen geführt hatten.

Wegducken war nicht möglich

Zu diesem Auftreten gehört auch Mut, denn Schröder hat den Wandel der öffentlichen Reaktionen auf die Corona-Politik durchaus auch am eigenen Leibe mitbekommen. Herrschte anfangs ein übergroßes Verständnis für die Einschränkungen, so bröckelte das dann doch auffällig – nicht zuletzt auch, weil die Zahl der Ansteckungen auf einem niedrigen Niveau blieb, während an den Verboten und Auflagen doch sehr lange festgehalten wurde. Dass Claudia Schröder keine Scheu hat, für ihre Haltung ihr Gesicht zu zeigen, hat sie auch als Ortsbürgermeisterin in Bavenstedt bewiesen. In der Gemeindepolitik kann sich niemand wegducken, dort hat man zwangsläufig auch mit unangenehmen Entscheidungen zu tun. Diese Erfahrung wird ihr geholfen haben bei der Stringenz ihres Auftretens an vorderster Front während dieses so schwierigen Corona-Jahres. Glückwunsch der Rundblick-Redaktion dazu!