Gegen die „imperialistische Einmischung“ in Venezuela
Das wurde an diesem Wochenende deutlich in einer Debatte zur Europapolitik - und auch in der Personalpolitik. Zunächst zur Europapolitik. Erst acht Tage ist es her, dass die Linke bundesweit ihre europapolitischen Positionen festlegte. Das ging auch deshalb harmonisch zu, weil die heftigen Kritiker an der EU auf dem Bundesparteitag in Bonn nicht wortgewaltig aufgetreten waren, sondern eher unauffällig blieben. Die Linken-Bundesvorsitzende Katja Kipping, eine Pro-Europäerin, trat jetzt als Gastrednerin auf dem Landesparteitag in Hannover auf - und zeigte sich im Grußwort dabei höchst zufrieden, wie stark sich alle maßgeblichen Kräfte in der Linkspartei doch für ein solidarisches Europa einsetzten. [caption id="attachment_38636" align="alignnone" width="585"]
Die Zahl der Mitglieder steigt
Andere werden noch deutlicher als Dehm. Andreas Braendle aus Hannover prangert einen "deutschen Imperialismus" an und bezeichnet die EU unter dem Beifall vieler Delegierter als "militaristisch, neoliberal und undemokratisch" - und er fordert eine stärkere Hinwendung zu Bürgerbewegungen, wie sie sich gegen die Freihandelsabkommen mit Kanada und den USA schon formiert gehabt hätten. Die Flüchtlingsfrage, die oft schon zu Meinungsverschiedenheiten in der Linkspartei geführt hatte, spielt bei diesem Landesparteitag keine große Rolle - auch nicht der Kampf um die Frage, ob die Zuwanderung nach Deutschland geregelt oder ungebremst sein sollte. Die Linie der Fraktionschefin im Bundestag, Sahra Wagenknecht, nicht alle Flüchtlinge in Deutschland aufnehmen zu dürfen, wird beim Parteitag nicht in den Mittelpunkt der Debatten gerückt. Wie überhaupt die Wagenknecht-Währung gegenwärtig zu schwächeln scheint. Lediglich zwei Delegierte tragen die "Gelben Westen", ein von Wagenknechts Bewegung "Aufstehen!" entliehenes Symbol des französischen Protestes. [caption id="attachment_38637" align="alignnone" width="780"]
Streit um die Personalie des Landesgeschäftsführers
Immerhin dürfte das neue Führungsduo der Linken wohl harmonieren. Die 53-jährige Anja Stoeck aus Harburg zieht sich nach vier Jahren von der Spitze zurück. Künftig teilen sich der 41-jährige Großhandelskaufmann Lars Leopold aus Alfeld und die 30-jährige Projektkoordinatorin Heidi Reichinnek aus Osnabrück die Leitung des Landesverbandes. Beide sind in Ostdeutschland aufgewachsen, Leopold im Mecklenburger Land und Reichinnek im Raum Halle/Saale. Sie werden ergänzt von einem Landesgeschäftsführer, der künftig hauptamtlich die Geschäfte leiten soll. An dieser Personalie schieden sich bei der niedersächsischen Linkspartei im Vorfeld die Geister - wobei es weniger um einen Richtungskampf, wohl aber um das Temperament und die Netzwerke geht. [caption id="attachment_38638" align="alignnone" width="780"]
