Die „Lies!“-Stände soll es künftig nicht mehr geben
Nur eine Woche nach einem Schlag der Polizei gegen die Islamistenszene in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, mit der Festnahme eines führenden Aktivisten in Hildesheim, folgt nun ein nächster Einsatz: Gestern wurden in zehn Bundesländern Wohnungen und Vereinsräume der salafistischen Organisation „Die wahre Religion“ durchsucht. Zuvor war der Verein, der bundesweit Koran-Verteilaktionen organisiert, von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere verboten worden. Wie Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius gestern vor Journalisten erklärte, gibt es belastbare Hinweise darauf, dass der Verein damit befasst war, mögliche Anhänger für salafistische Gewaltaktionen zu rekrutieren. „Wir versprechen uns von dem Verbot, junge Menschen zu schützen und den Teufelskreis von Radikalisierung und Gewalt zu durchbrechen“, sagte Pistorius.
[caption id="attachment_12406" align="aligncenter" width="780"] Will "den Teufelskreis von Radikalisierung und Gewalt zu durchbrechen": Innenminister Boris Pistorius - Foto: MI Niedersachsen[/caption]
Der Verein war auch in niedersächsischen Städten damit bekannt geworden, an Informationsständen mit dem auffälligen Schriftzug „LIES!“ kostenlose Ausgaben des Koran zu verteilen. Dies wurde offenbar dazu genutzt, Nachwuchs für den radikalen Islamismus anzuwerben. In Niedersachsen wurden Wohnungen von sechs Verdächtigen durchsucht – so in Hannover, Langenhagen, Cuxhaven, Löningen und Nordhorn. Der Verein darf nun nicht mehr öffentlich agieren. Gleichzeitig arbeitet das Innenministerium in Hannover an einem Erlass, der den Kommunen das Untersagen von ähnlichen Koran-Verteilaktionen in Innenstädten erleichtern soll. „Pistorius hätte viel früher vorgehen müssen, er hätte nicht auf den Bund warten sollen“, sagte Jens Nacke (CDU) zur Aktivität der Polizei. Schließlich sei bekannt, dass die Islamisten-Zelle in Hannover rund um Safia S., die unter Terrorverdacht steht, auch an Koran-Verteilaktionen in der Landeshauptstadt beteiligt gewesen war.Dieser Artikel erschien in Ausgabe #208.