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Im Kern geht es seit Wochen in den Debatte um den Umgang mit dem Coronavirus an den Schulen um das Prinzip der Eigenverantwortung. Gerade die Gewerkschaften haben sich seit Jahren daran gewöhnt, bei allen Mängeln, und davon tauchen in einem solchen System immer mehr auf, als Schülern, Eltern und Lehrern lieb sein kann, mit dem Finger auf das Kultusministerium zu zeigen. In der Corona-Krise hat Tonne den Spieß umgedreht. Das Kultusministerium gab einen Rahmen an die Hand, in dem sich Schulen, aber auch die regionalen Gesundheitsämter, bewegen müssen. https://www.youtube.com/watch?v=ZOYU01Ecigw Nun müssen - oder besser: können - die Schulen, und vor allem die Direktoren, sich beweisen. Das führt bei einigen immer wieder zu Klagen, bei anderen klappt vieles erstaunlich reibungslos. Das stellt auch die Landtagsopposition vor Probleme. Was kann man landesweit am besten einfordern? Die FDP, eigentlich der politische Hort der Eigenverantwortung, forderte von Tonne schon eine „klare Regelung“ für alle Schulen, eine Teststrategie und die generelle Schulquarantäne für alle Urlaubsheimkehrer ohne negativen Test. Die Grünen warnten davor, dass das System gerade an Grund-, Haupt-, Real- und Oberschulen zu kollabieren drohe, weil es auch noch zu wenig Lehrkräfte gebe. Hinzu kämen zu allem Übel auch noch fehlende Waschbecken und marode Toiletten in den Schulen.
Die Katastrophe ist bisher ausgeblieben, das System ist nicht kollabiert.
Nun hat vermutlich kaum jemand in Niedersachsen damit gerechnet, dass während der Sommerferien in den Klassenzimmern auf die Schnelle Waschbecken montiert und Toiletten saniert werden. Vermutlich wäre das nicht einmal unter einer Grünen-Kultusministerin möglich gewesen. Und es gab auch keine Schulquarantäne für Reiserückkehrer. Dennoch ist die Katastrophe bisher ausgeblieben, das System ist nicht kollabiert. Die Zahlen scheinen Tonnes Strategie recht zu geben. Aktuell seien 109 Schüler, 17 Lehrer und eine einstellige Anzahl von Mitarbeitern landesweit an Covid-19 erkrankt, teilte der Kultusminister am Dienstag im Landtag mit. Auch wenn einzelne Klassen und auch Jahrgänge in Quarantäne geschickt wurden, ist eine massenhaften Corona-Verbreitung an den Schulen und ein weitgehender Zusammenbruch des Regelunterrichts ausgeblieben.
Die Schulen kämpfen natürlich mit den örtlichen Gegebenheiten. Mal führt das Prinzip des ständigen Durchlüftens zu einer erhöhten Krankheitsrate in den Klassen, weil die Schüler in den Klassenzimmern ständiger Zugluft ausgesetzt sind, andernorts beschweren sich Lehrkräfte über eine Bahnhofsatmosphäre, weil geöffnete Türen und versetzte Pausenzeiten zu einem Lautstärkepegel im Klassenzimmer führen, der konzentrieren Unterricht deutlich erschwert. Aber dafür, dass vor den Sommerferien noch niemand wusste, wie es wohl nach den Ferien weitergehen würde, verläuft der Unterricht an den Schulen in der Gesamtsicht erstaunlich reibungslos.
