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Die Begriffe der 68er APO kommen bei ihm wiederholt vor – gewendet nun eben auf die andere, die rechte Seite. Die „Selbstverharmlosung“ der AfD sei eine „Krankheit“ – nämlich ihr ständiges Beteuern, doch gar nicht so schlimm zu sein und gar nicht so viel verändern zu wollen. In Wahrheit sei die Linie etwa von CSU-Chef Horst Seehofer, mit symbolischen Schritten die Menschen zu beruhigen, längst ein Auslaufmodell – sie wirke nicht mehr. „Die Leute merken, dass das eine Art Spatenstich-Politik von Seehofer ist – der erste Spatenstich zum Auftakt der Bauarbeiten, dem dann keine weiteren folgen. Ich habe mich früher immer gefragt, ob die, die den ersten Spatenstich setzen, dann auch wirklich selbst weitergraben. So geht es mir jetzt mit Seehofer.“ Was will Kubitschek denn nun verändern, etwa den Staatsaufbau und die Gewaltenteilung – wie es in Ungarn oder Polen geschieht? Er nimmt Ungarn als Stichwort, lobt die dortigen Verhältnisse. Die bekannte Liberalität des Landes („Dort gibt es auch Schwulen-Demonstrationen, aber nicht auf der Haupt-, sondern in einer Nebenstraße“) funktioniere nur, weil es „illibertäre Säulen“ gebe – eine Justiz, die entschlossen und konsequent urteilt, eine Polizei, die „Täter und Opfer unterscheiden“ könne, eine staatsbürgerliche Erziehung und „das Fehlen von Staatsmedien“ als Garanten für eine Vielfalt von Zeitungen und Sendern. So, wie Kubitschek die ungarische Gesellschaft wahrnimmt, ist das für ihn schon ein Vorbild. Tendenzen zu einer autokratischen Herrschaft sieht er dort nicht, oder er leugnet sie. Hier wird deutlich, dass sein Hauptanliegen in einer Werterevolution besteht, bei seinen Vorstellungen von politischen Reformen am Parlamentarismus beschränkt sich der rechtsextreme Vordenker auf Andeutungen. Dankbarkeit, Respekt, Demut, Bescheidenheit, Strenge und Form – all das sind Begriffe, die in den vielen Büchern seiner Bibliothek intensiv beschrieben wurden, von Ernst Jünger oder Armin Mohler und anderen „irgendwo hier im Regal“.