
Derzeitige Verkehrsführung staut nur Richtung Hannover
Dahinter steckt allerdings nicht nur der Wunsch, den Weg durch die Baustelle sicherer zu machen. Der Heidekreis fühlt sich generell vom Verkehrsministerium ungerecht behandelt. Erst jüngst hatte eine Studie zur A2 nachgewiesen, dass die meisten Unfälle durch Auffahren auf das Stauende vor der Baustelle entstehen. Durch die derzeitige Verkehrsführung staut es sich in der Regel nur in Richtung Hannover – und das Stauende liegt im Heidekreis. Die dortigen Einsatzkräfte müssen also unterm Strich wesentlich öfter zu Unfällen an der Baustelle ausrücken als die Retter aus der Region Hannover.Lesen Sie auch: Althusmann für Notfall-Bremssysteme Als gefährlich abgetan und unterschätzt: Warum es so wenig Lang-Lastwagen gibt Verkehrsunfallstatistik: Diesen Effekt haben Kampagnen
Normalerweise können auf einem Fahrstreifen bequem zwei Autos und ein Lastwagen nebeneinander fahren, ohne dass die 50 Zentimeter breite Mittelleitplanke stört oder der Randstreifen genutzt werden muss. Doch jetzt wird auf knapp elf Kilometern die Fahrbahn grunderneuert, ein Streifen ist komplett gesperrt. Und auf den verbleibenden 14,5 Metern Fahrbahn müssen plötzlich drei Autos und zwei Lastwagen nebeneinander fahren können. Bisher hatte das Verkehrsministerium daher zwei 3,20 Meter breite Fahrstreifen für Lastwagen gezogen, den Mittelstreifen auf 30 Zentimeter Breite verkleinert und in Richtung Hamburg zwei 2,60 Meter und 2,55 Meter breite Überholstreifen sowie einen 2,65 Meter breiten Überholstreifen in Richtung Hannover geschaffen. Professor Justin Geistefeld, Leiter des Lehrstuhls für Verkehrswesen an der Ruhr-Universität Bochum, verteidigt diese Aufteilung. „Wenn es vier Spuren in beide Richtungen gäbe, dann würde auf beiden Seiten ein Stau entstehen. Das Risiko eines Unfalls am Stauende steigt also bei dieser Baustelle auf das Doppelte.“ Bei fünf Spuren dagegen flösse der Verkehr in Richtung Hamburg weitgehend normal, während nur in Richtung Hannover Staus regelmäßig vorkämen. „Natürlich ist ein Unfall in der Baustelle ein Problem, doch er ist wegen der geringeren Geschwindigkeit weniger folgenreich als ein schwerer Unfall am Stauende“, sagt Geistefeldt.