8. Juni 2020 · Kolumne

Der Blick in die Glaskugel

Liebe Niedersachsen,

„Wer in der Zukunft lesen will, muss in der Vergangenheit blättern“, hat der französische Schriftsteller André Malraux gesagt. Alternativ schaut man einfach in die Glaskugel. Eine solche hat der Chef des niedersächsischen Kompetenzzentrums für Großschadenslagen, Mirko Temmler, auf seinem Schreibtisch gefunden. Genauer gesagt handelte es sich um eine Bibi & Tina-Hexenkugel,  wie Temmler gestern in der Gesundheits-Enquetekommission berichtete.

Ob es eine zweite Corona-Welle in Niedersachsen geben wird, konnte ihm die Kugel bisher leider nicht vorhersagen, vielleicht fehlt es Temmler aber auch einfach an der nötigen Hexen-Kompetenz. So lange die Kugel keine genaue Antwort liefert, muss man sich also weiter auf alle Eventualitäten vorbereiten. In der Kommission ging es am Montag darum, was das zum Beispiel für die medizinische Schutzkleidung bedeutet. Mehr dazu heute bei uns im Rundblick oder online hier.

https://soundcloud.com/user-59368422/unterschiedliche-corona-regeln-in-landkreisen-fuehren-zum-akzeptanz-problem

Keine Glaskugel braucht man, um in die Vergangenheit zu schauen. Dafür reichen im Zweifel 32 Seiten der hannoverschen Staatsanwaltschaft. Auf ihnen zieht die Behörde einen Schlussstrich unter die Vergabeaffäre - drei Jahre hat sie dafür gebraucht.

Mein Kollege Klaus Wallbaum hat sich durch die 32 Seiten geackert und blickt heute noch einmal zurück (kostenloses Probe-Abo hier). In der Verwaltung wird man das Ergebnis auch mit Interesse zur Kenntnis nehmen, notfalls auch, um sich gegen ähnliche Fälle in der Zukunft zu wappnen. „Ein Mensch schaut in der Zeit zurück. Und sieht: Sein Unglück war sein Glück“, sagte einst Eugen Roth. Für den Umgang mit der Staatsanwaltschaft müsste das eigentlich umgereimt werden: „Ein Mensch schaut in der Zeit zurück – drei Jahre  sind ein starkes Stück.“


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Von der Vergangenheit zur Zukunft oder besser gesagt zu etwas, was keine Zukunft hat, nämlich eine Fusion zwischen Bad Sachsa, Bad Lauterberg und der Gemeinde Walkenried. In einem Bürgerentscheid in Bad Sachsa hatten sich fast 56 Prozent gegen Gespräche dazu ausgesprochen. Dann eben nicht, dachte sich Göttingens Landrat Bernhard Reuter und teilte nun mit, dass es auf absehbare Zeit keine Verhandlungen geben wird. Wäre Reuter Buddhist, hätte er wahrscheinlich geschrieben: „Willst du deine Zukunft kennen, dann betrachte dich in der Gegenwart, denn sie ist die Ursache deiner Zukunft.“ https://www.youtube.com/watch?v=C-mDRn_rC60&t=1s Manche Demonstrationen kann man kaum als solche erkennen. Eine Protestkundgebung von Studenten in Hannover sah gestern vor dem Landtag eher so aus, als ob vier oder fünf Menschen an der Stelle zufälligerweise ein Spruchband aus der Hosentasche gefallen war. SPD-Fraktionsvize Silke Lesemann schaute bei der Protest-Kleingruppe trotzdem kurz vorbei (Foto unten), auf der uns ein Asta-Sprecher aus Lüneburg erklärte, dass an seiner Hochschule knapp 16 Prozent der Studenten aufgrund der aktuellen Corona-Lage in finanzielle Not geraten seien. Mehr zu dem Thema lesen Sie heute bei uns (kostenloses Probe-Abo hier). [caption id="attachment_51123" align="alignnone" width="780"] Foto: kw[/caption]

Na, noch der passende Wahrsager-Witz zum Tage? Sagt die Wahrsagerin zur Ehefrau: „Morgen stirbt ihr Mann ganz plötzlich.“ „Weiß ich“, antwortet die Frau. „Mich interessiert nur, ob ich freigesprochen werde…“. Sicher ist: Das Plädoyer der Staatsanwaltschaft kommt frühestens in drei Jahren.

Ich sage Ihnen dennoch voraus: Das wird ein guter Tag!

Martin Brüning

Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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