sind wir nicht alle irgendwie Niederrheiner – zumindest im Kopf? Schon der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch, der heute 95 Jahre alt geworden wäre, wusste, dass der Niederrheiner nichts weiß, aber alles erklären kann. „Und oft genug weiß er nix Genaues und sacht dann einfach: So ähnlich jedenfalls.“
Nix genaues weiß man nicht – so geht es vielen bei den zahlreichen neuen Corona-Regeln: Friseure dürfen Haare seit Montag bis zur Länge von 1,50 Meter abschneiden. Fünf Kinder dürfen nun auch zu Hause betreut werden, wenn die Wohnung mindestens 800 Quadratmeter groß ist. Und Bundesligaspiele sind bald wieder möglich – aber nur mit halber Mannschaft und mit Sonder-Hygienekonzept für den Spielertunnel. So ähnlich jedenfalls.
https://www.youtube.com/watch?v=7ZWHidiGsSE&t=1sNoch unübersichtlicher wird es, wenn zum am Montag vorgestellten Niedersachsen-Plan nun auch noch Bayern-NRW-Saarland-und-Thüringen-Pläne dazukommen. Zur neuen Unübersichtlichkeit lesen Sie im Rundblick heute ein Pro & Contra.
Während der Kollege Klaus Wallbaum variablen Entscheidungen in den Ländern offen gegenübersteht, sehe ich die Einkehr der neuen „Normalität“ in unterschiedlichen Ländern in unterschiedlichen Geschwindigkeiten skeptisch. Die Macher des Niedersachsen-Plans hätten dem Papier vielleicht ein Zitat von Hanns Dieter Hüsch voranstellen sollen:
„Und was mach’ ich? Ich mach’ dummes Zeug.“
Während der Neu-Start der vierten Klassen in den Schulen laut Kultusministerium natürlich super angelaufen ist, käme von manchen Lehrern auf die niederrheinische Frage „Wie isset?“ vielleicht eher eine niederrheinische Antwort: „Gut….wie sollet sein?" Die Grünen im Landtag meinen, dass man das an den Schulen besser und flexibler regeln könnte. So ähnlich jedenfalls. Am besten erklärt Ihnen das Fraktionschefin Julia Hamburg direkt:
https://www.youtube.com/watch?v=J4r5OTCYlmw
„Wenn wir schon nicht die Wahrheit herausbringen, dann wenigstens die Wirklichkeit“, hat Hüsch gesagt, und die neue Bewegung „Widerstand2020“ hatte bis vor kurzem in Niedersachsen wirklich dieselbe Adresse wie der AfD-Landesverband. Die Wahrheit darüber herauszufinden ist nicht ganz einfach, beschäftigt aber auch die niedersächsische AfD. Der Forderungskatalog der neuen Bewegung zu den Corona-Maßnahmen liest sich jedenfalls fast so wie die Forderungen der AfD. So ähnlich jedenfalls. Mehr dazu heute bei uns.
Inzwischen weiß man übrigens auch, warum die SPD so heftig gegen die sogenannte „nukleare Teilhabe“ kämpft. Nachdem der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs offenbar alle Ämter niederlegt, weil er nicht Wehrbeauftragter geworden ist, wird klar, das rote Knöpfe bei manchen Mitgliedern der Regierungspartei lieber nicht in Griffnähe sein sollten. Ich dagegen halte mich da lieber an Hanns Dieter Hüsch: „Andere lassen sich gehen, ich lasse mich fahren.“
Lesen Sie online:
Caritas kritisiert Corona-Bonus für Pflegekräfte
Heute beraten dann Bund und Länder über weitere Lockerungen. Erste heiße News, wonach voraussichtlich die 800-Quadratmeter-Regelung fallen wird, fallen eher in die Kategorie „Gähn“. Schließlich ist ja schon absehbar, dass die Regelung nicht mehr sehr lange Bestand haben wird. Angesichts einer solchen Meldungslage muss man feststellen: „Das Nichts läuft schon auf vollen Touren.“
Also dann: Gruß zu Haus und Tach zusammen
Martin Brüning
