Während Alexander von Humboldt heute vor 219 Jahren gerade den Chimborazo hochkraxelte, machte sein Bruder Wilhelm im Palazzo Tomati in der Nähe der Spanischen Treppe in Rom vermutlich gerade Party. Die gesellschaftlichen Verpflichtungen halt, was soll man machen?
Im Grunde seien es ja auch immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert gäben, wusste der Humboldt im Palazzo, und so ist Niedersachsen nach den Sommerferien ganz nah dran am Humboldtschen Bildungsideal. In einer Phase des Ankommens sollen die Schülerinnen und Schüler unter anderem erstmal ihre „social skills“ aufpolieren, wie der alte Humboldt vermutlich gesagt hätte.
Und ich wette, von denjenigen, die nun fordern, dass die Kinder mal besser schnellstens und am besten gleich in den ersten Wochen nach dem Schulstart den Bildungs-Chimborazo hochsteigen sollten, weiß nicht einmal die Hälfte, wo der Berg eigentlich liegt (Wikipedia-Eintrag hier).
Wenn bei denen jemand "Chimborazo" sagt, antworten die höchstens: „Gesundheit!"

Man kann sich auch in eine Unzufriedenheit hineinfordern, Vertreter von Gewerkschaften kennen das gut. Schon Wilhelm von Humboldt kannte das Phänomen. „Die meisten Menschen machen sich selbst bloß durch übertriebene Forderungen an das Schicksal unzufrieden“, sagte er nach dem Besuch einer Pressekonferenz des DGB Niedersachsen.
Der hat gestern einen neuen Wunschkatalog an die Kommunalpolitik präsentiert. Ganz oben auf dem Wunschzettel: mehr Investitionen, war ja klar.
Aber angeblich stehen zu Weihnachten auch immer wieder Staubsauger-Roboter ganz oben auf dem Wunschzettel, und am Ende sieht man sie doch eher selten in anderen Haushalten. Der Investitions-Turbo ist der Staubsauger-Roboter des DGB.
„Im Grunde kehrt alles Große in der Welt auch im Kleinen wieder, wenn man es nur erkennen will“, hat Alexander von Humboldt über die digitale Ideenexpo gesagt. Vielleicht hat er auch etwas anderes gemeint, ich weiß es nicht mehr genau.
In diesem Jahr startet das Event für junge Menschen jedenfalls im Netz, gestern wurde das Programm vorgestellt. Mit dabei waren unter anderem Niedersachsenmetall-Chef Volker Schmidt und Umweltminister Olaf Lies (Foto unten).
Die Ideenexpo wegen Corona ausfallen zu lassen, war für Schmidt keine Option, oder wie er es gestern sagte: „Es gibt auch ein Leben nach Corona, liebe Leute!“ Und ob das Zitat „Jeder muss den Mut der Überzeugung haben“ von Volker Schmidt, Olaf Lies oder Alexander von Humboldt stammt, können Sie sich mal schön selbst ergoogeln.

„Man muss die Zukunft abwarten und die Gegenwart genießen oder ertragen“, meinte Wilhelm aus dem Palazzo Tomati. Und ich wäre an diesem Mittwoch für: genießen. Das Ertragen heben wir uns für schlechtere Zeiten auf, oder?
Ihnen einen bildungsbürgerlichen Mittwoch
Martin Brüning