Carina Hermann, Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU-Landtagsfraktion, hat erhebliche Kritik an der Reaktion des Justizministeriums auf die Festnahme eines hannoverschen Staatsanwalts geäußert. Der 39-jährige Jurist steht im Verdacht, mit der Drogenmafia kooperiert und dortige Akteure gegen Geldleistungen mit Tipps über Ermittlungen versorgt zu haben. Ihm werden Bestechlichkeit, Geheimnisverrat und Strafvereitelung im Amt vorgeworfen. Kommenden Donnerstag will Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) darüber im Rechtsausschuss des Landtags informieren. Hermann sagte dem Politikjournal Rundblick, mehrere Vorgänge an dem Fall seien merkwürdig. So sei es „äußerst befremdlich“, dass nun die Staatsanwaltschaft Hannover gegen den eigenen Mitarbeiter tätig werden solle. „Es sollen jetzt die bisherigen Kollegen gegen den Mann ermitteln, mit dem sie bis vor Kurzem noch Tür an Tür zusammengearbeitet haben. Das ist für die betroffenen Beamten eine unzumutbare Herausforderung.“ Hermann meint, die Umstände würden noch verschärft durch die Führungslosigkeit der Staatsanwaltschaft Hannover, die seit dem Weggang der bisherigen Leiterin im Februar bestehe. Dieser Zustand müsse sich nun schleunigst ändern, aber laut Hermann gibt es „in Justizkreisen erhebliche Kritik an der Besetzung der Leitung der Staatsanwaltschaft mit einem SPD-Parteifreund“. Als Leiter der Staatsanwaltschaft Hannover ist der bisherige Leiter der Grundsatzabteilung im Kultusministerium, Sebastian Böhrs, vorgesehen. Er war von der Landesregierung einem Mitbewerber, der derzeit in Celle tätig ist und lange Erfahrung in der Staatsanwaltschaft hat, vorgezogen worden.