Mehr als die Hälfte in Privatbesitz
Es geht um den Schutzraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, erste Vorgaben der EU bestehen schon seit den neunziger Jahren. Die früheren Landesregierungen, vor allem unter CDU/FDP-Führung, hatten die Zuständigkeit auf die Landkreise verlagert und auf Schutzgebietsausweisungen verzichtet. Nach 2013 war Rot-Grün bei dem Versuch einer Beschleunigung nicht sonderlich erfolgreich. Der Vorwurf wurde laut, die Landkreise könnten nach der rot-grünen Vorgabe weit über die Auflagen hinausgehen, die von der EU verlangt werden. Das trifft vor allem die Wälder, die zu 11,4 Prozent unter Schutz gestellt werden sollen. Mehr als die Hälfte dieser Flächen gehört privaten Eigentümern oder Körperschaften. Die neue SPD/CDU-Koalition lässt den rot-grünen Erlass nun zwar unverändert, hat aber in einem Begleitschreiben an die Landkreise und in einem „Leitfaden“ Handlungsempfehlungen formuliert, die ihrerseits Diskussionen auslösen. Zwar sind diese Hinweise keine Anordnungen, sondern rechtlich unverbindliche Ratschläge, doch Naturschutzverbände sehen darin sogar ein Aufweichen der EU-Vorgaben, der BUND spricht sogar zugespitzt von „einer Anleitung zum Rechtsbruch“.EU geht gegen Portugal vor
Angesichts dieser Rügen breitet sich bei den Kommunen die Angst aus, das Störmanöver von Waldbesitzern auf der einen und unzufriedenen Umweltverbänden auf der anderen Seite könne den Fortschritt der nötigen Unterschutzstellungen behindern. Aus dem wenige Tage alten Schreiben des Bundesumweltministeriums an die Landesbehörden geht hervor, dass die EU gegen Portugal, die bereits eine Frist bei den Natura-Gebieten versäumt hat, mit voller Härte vorgeht – das Land wird vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Nun dürfe die Debatte über den neuen rot-schwarzen Plan, auch für Landschaftsschutzgebiete künftig einen Erschwernisausgleich zahlen zu wollen, die Planungen in Niedersachsen nicht verzögern, mahnt das Umweltministerium in Hannover in einem Kommentar zum Schreiben des Bundesministeriums gegenüber den Kommunen. Lesen Sie auch:- Natura-2000-Pläne erzeugen negative Schwingungen in der Koalition
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