
"Es gibt Landwirte, bei denen steht immer öfter die Polizei am Acker"
Auch am Gymnasium in Wunstorf gab es keine abschätzigen Blicke, sondern eher das Gegenteil. Hahlbrock hat festgestellt, dass das Interesse an ihrem Beruf sehr groß ist, die Unwissenheit aber auch. „Viele denken immer noch, wir stehen den ganzen Tag mit Gummistiefeln im Dreck.“ Was sie jedoch ärgert, sind die Vorurteile, die viele Menschen ganz offen vor sich hertragen. Vor allem, wenn es um konventionelle Landwirtschaft geht. „Es gibt Landwirte, bei denen steht immer öfter die Polizei am Acker, weil jemand sie anruft und meint: ,Was dort auf dem Feld geschieht, ist verboten.‘ Dabei handeln sie völlig regelkonform und gehen nur ihrer Arbeit nach.“ Sie findet es bedauerlich, dass den Landwirten immer weniger Vertrauen entgegengengebracht wird. Obwohl sich gerade so viele Menschen mit der Ernährung und der Umwelt beschäftigten. „Natürlich ist es schön, wenn die Kühe nur auf der grünen Wiese stehen können, aber ohne eine zusätzliche Fütterung ist die Nährstoffaufnahme nicht ausreichend, weil das Gras allein ihnen nicht alle Nährstoffe bietet, die sie für eine ausgewogene Ernährung brauchen.“ Außerdem gäben die Kühe nicht genug Milch, um bei den derzeitigen Milchpreisen die Kosten zu decken. „Auch wenn viele Leute sagen, sie sind bereit, für Weidemilch mehr zu zahlen: Von ein paar Cent mehr pro Liter kann eine Kuh nicht das ganze Jahr draußen stehen, das ist in unserer Region nicht tragbar.“Lesen Sie auch: Landwirt: Für viele junge Niedersachsen ein Beruf mit Zukunft
Die Ausbildung zur Landwirtin hat Hahlbrock vor zwei Jahren begonnen, direkt nach dem Abitur. „Ich hätte auch gleich studieren können, aber wenn man nicht auf dem Hof aufgewachsen ist und in der Landwirtschaft arbeiten will, sollte man schon die Ausbildung zum Landwirt gemacht haben, um sich ein solides Grundwissen anzueignen.“ Allerdings kann man auch mit einem Haupt- oder Realschulabschluss Landwirt werden, und so kam es, dass Hahlbrock mit 20 Jahren eine der ältesten war, die die Ausbildung angefangen haben. Doch das Abi kam ihr auch zugute: „Das erste – überwiegend schulische – Lehrjahr ist weggefallen, sodass ich gleich im zweiten Jahr einsteigen konnte und direkt auf einem Hof angefangen habe.“

