Wenn die kürzeste Zugverbindung von Lausanne nach Hannover mit der S-Bahn durch die Innenstadt von Basel führt, zeigt sich: Auch bei der Schweizer Eisenbahn liegt einiges im Argen. Bei meinem Wochenendtrip ins Kanton Waadt erlebte ich rumpelige Regionalbahnen, Zugausfälle, Verspätungen und hässliche Kopfbahnhöfe ohne Rolltreppen – woraufhin mir wieder einmal bewusst wurde: Woanders kochen sie auch nur mit Wasser.
Was man von Lausanne jedoch lernen kann, ist, wie guter Stadtverkehr aussieht. Im Zimmerpreis inkludiert war ein ÖPNV-Ticket für den gesamten Aufenthalt, das es absolut in sich hatte. Auf die Metro musste ich angesichts der Taktzeiten nie länger als drei Minuten warten. Zudem wimmelte der Innenstadtbereich voller Busse, wie ich vom Turm der vor genau 750 Jahren geweihten Kathedrale Notre-Dame beobachten konnte. Entsprechend gering war der motorisierte Individualverkehr in der viertgrößten Stadt der Schweiz, die mit ihren 140.000 Einwohnern zumindest gefühlt nur auf dem Niveau von Osterode, Wildeshausen oder Burgwedel liegt.

Und apropos vergleichbare Lebensumstände: Als ich mich 2017 erstmals mit den Schweizer Gastronomie- und Einzelhandelspreisen konfrontiert sah, bin ich fast vor Schreck rückwärts wieder aus der Eingangstür gefallen. Diesmal stellte ich fest: So groß ist die Kluft zu den deutschen Preisen gar nicht mehr, nachdem die Inflation hier deutlich härter zugeschlagen hat als bei unseren Nachbarn. Die Fritten an der einzigen Pommes-Bude auf der Flaniermeile am Genfer See, nur wenige Schritte vom Hauptsitz des Internationalen Olympischen Komitees entfernt, kosten in Lausanne sogar fast dasselbe wie auf dem Schützenfest in Hannover. Bei diesem Tempo dauert es höchstens noch bis 2040, und die Schweiz ist aus deutscher Sicht ein Billigurlaubsland. Wenn das kein Grund zur Vorfreude ist, weiß ich auch nicht mehr weiter.

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Uf Wiederluege säit
Ihr Christian Wilhelm Link