
Branche arbeitet gegen das Imageproblem an
Jeden Tag Stress, jeden Tag Staus und unter der Woche fernab von zuhause – wer will das heute noch machen? Für Marco Vorwerk war es schon von klein auf der Traumberuf. Sein Großvater war Berufskraftfahrer, sein Vater auch. Letzterer hatte noch versucht, seinem Sohn den Berufswunsch auszureden. „Komm zur Vernunft“, sagte er damals zu ihm. Doch am Ende kam der Sohn nicht zur Vernunft und hat immer noch Spaß an seinem Job. „Mich hat immer die Verantwortung fasziniert, es wird einem etwas zugetraut“, sagt Vorwerk, der die Vorteile der Freiheit im Berufsalltag zu schätzen weiß. „Man wird jeden Tag mit Situationen konfrontiert, die man vorher noch nicht erlebt hat und auf die man reagieren muss.“ Auf der anderen Seite sieht er auch das Imageproblem der Branche. Man werde regelmäßig angepöbelt. „Die Fahrer werden in der Öffentlichkeit häufig zu negativ dargestellt. Es ist immer einfach, zuerst mit dem Finger auf den Fahrer zu zeigen. Dabei werden der Druck und der Stress, unter dem viele Fahrer auch stehen, außer Acht gelassen.“ https://soundcloud.com/user-59368422/politiknerds-thomas-uhlen-caritas-uber-lobbyismus-und-die-arbeit-in-der-pflege Stefan Weigand braucht dringend Berufskraftfahrer und arbeitet deshalb gegen das Imageproblem an. „Uns wurde bereits vor Jahren klar, dass wir etwas für die Fahrer tun müssen“, sagt der Geschäftsführer der gleichnamigen Spedition. Im vergangenen Jahr erhielt das Unternehmen für sein Fortbildungs- und Unternehmenskonzept den niedersächsischen Wirtschaftspreis. Zum Beispiel gibt es als Mehrwert für die Fahrer die Karte einer Tankstellenkette, auf deren Autohöfen sie dann mit der Karte duschen und essen können. Den Speditionen fehlen inzwischen auch Fahrer, weil sie sie an einen Wettbewerber verlieren, an den die Branche vor einigen Jahren noch gar nicht richtig gedacht hatte: den Nahverkehr. „Das haben wir ein bisschen unterschätzt. Dort gibt es natürlich auch Schwierigkeiten, Fahrer zu finden“, sagt Weigand. „Dass der Engpass beim Nahverkehr so groß ist, war für uns neu.“ Auch GVN-Vertreter Uwe Garbe versteht, dass die Stellen bei Nahverkehrsbetrieben für viele Fahrer attraktiv sind. Schließlich könne man dort auch unter der Woche abends zuhause sein.Jeder will morgens um 08 Uhr sein Paket haben, aber wenn es um Parkplätze für die Fahrer gehe, gilt das Sankt-Florians-Prinzip.
An dem Druck, unter dem die Fahrer im Fernverkehr stehen, ist die Politik teilweise nicht unschuldig. „Die Politik schert sich relativ wenig um die Situation der Fahrer“, denkt Marco Vorwerk. Da sei zum Beispiel nach wie vor das Parkplatzproblem. Inzwischen seien Parkplätze teilweise schon um 15 oder 16 Uhr nachmittags belegt. Das ärgert auch Stefan Weigand. „Wir wollen alles im Regal haben aber wir wollen es am besten ohne Lastwagen - das funktioniert nicht.“ Wenn es um einen Autohof mit Parkplätzen für Lastwagen geht, dann gebe es immer schnell Anwohnerproteste. „Not In My Back Yard - Nicht in meinem Hinterhof“, nennt das Uwe Garbe. Jeder wolle morgens um 08 Uhr sein Paket haben, aber wenn es um Parkplätze für die Fahrer gehe, gelte das Sankt-Florians-Prinzip.