Die große Zahl der Flüchtlinge hat laut einer Bertelsmann-Studie zu einer Vielzahl an freiwilligen Initiativen in Deutschland geführt. Das Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung an der Berliner Humboldt-Universität hatte die Studie im Auftrag der Stiftung durchgeführt. Die Forscher nahmen dabei bundesweit Initiativen unter die Lupe, darunter auch in Hannover, Buchholz und Worpswede.

Viele Helfer sind immer noch Einsatz. „Das Ausmaß ist nach wie vor überraschend hoch“, heißt es in der Studie. Ein überwiegender Teil der Kommunen verzeichne einen konstanten Zustrom an Aktiven. Fast alle Befragten hätten angegeben, dass sie für das zivilgesellschaftliche Engagement nicht werben müssten. Meistens könnten sie sogar nicht genug Beschäftigung für die vielen Freiwilligen finden. In einer Umfrage geben fast zwei Drittel der Befragten an, das Engagement sei unverändert oder nehme sogar zu.

Eingangsbereich der Bertelsmann Stiftung, Gebäude Pavillion 1 und 2 - Foto: Bertelsmann

Die Bertelsmann Stiftung in Gütersloh – Foto: Bertelsmann

Es gebe ein breites Spektrum an Organisationsformen. Manche Initiative hätten sofort einen Verein gegründet, andere setzten auf ein offenes Netzwerk. „Wir sind kein Verein, wir wollen auch gar keiner sein“, sagte zum Beispiel Ute Jung, Mitinitiatorin der Flüchtlingsinitiative Worpswede, den Autoren. „Wir können buchstäblich machen, was wir wollen. Es kann uns keiner sagen, was wir tun sollen.“

Der Studie zufolge gibt es einen hohen Bedarf an Qualifikation für die Freiwilligen. Viele pensionierte Lehrer geben demnach Deutschunterricht, ohne aber eine Qualifikation für Deutsch als Fremdsprache zu besitzen. Auch bei den Themen interkulturelles Training, Traumabegleitung oder Asylrecht könnten viele Ehrenamtliche bessere Kenntnisse gut gebrauchen. Viele Kommunen oder freie Träger versuchten, entsprechende Weiterbildungsangebote zu organisieren. Diese gingen aber teilweise am Bedarf vorbei – zum Beispiel, wenn die Weiterbildung nur während der Arbeitszeit der Freiwilligen möglich ist.

Neben Qualifikationsangeboten plädieren die Macher der Studie für eine zentrale Stelle in den Kommunen, die Angebote und Nachfragen für freiwillige Tätigkeiten und Spenden zentral verwaltet. Darüber hinaus brauche es auch eine materielle Unterstützung, die dem Bedarf entspricht. So könne eine aktive Bürgerschaft langfristig unterstützt werden.

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