13. Juni 2019 · 
Soziales

Bauboom macht die Neubauten der Krankenhäuser deutlich teurer

Der aktuelle Bauboom hat auch Konsequenzen für die Krankenhäuser in Niedersachsen. Bei der Krankenhausplanung hat das Land zum ersten Mal millionenschwere Nachträge eingeplant, um an sieben Klinikstandorten deutlich gestiegene Baukosten abzufedern. So gehen zum Beispiel fünf Millionen Euro an das Städtische Klinikum in Lüneburg und 3,2 Millionen an das Krankenhaus Lindenbrunn in Coppenbrügge.

Man könnte die Krankenhäuser natürlich auf den Kosten sitzen lassen, schließlich gibt es von uns keine Vollfinanzierung der Krankenhausinvestitionen. Das fänden wir aber nicht fair und geben deshalb eine entsprechende Unterstützung.


Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann sprach vom „Fluch der guten Tat“. Wenn man viel Geld für viele Bauprojekte zur Verfügung stelle, führe das eben zu einer Knappheit und Preissteigerungen auf der bauausführenden Seite. Die Mehrkosten schlügen inzwischen in einer Größenordnung zu Buche, dass die Krankenhäuser eine zusätzliche Unterstützung benötigten. „Man könnte die Krankenhäuser natürlich auf den Kosten sitzen lassen, schließlich gibt es von uns keine Vollfinanzierung der Krankenhausinvestitionen. Das fänden wir aber nicht fair und geben deshalb eine entsprechende Unterstützung“, sagte Reimann am Donnerstag in Hannover bei der Vorstellung der geplanten Krankenhausinvestitionen. Insgesamt fördert das Land Investitionen an 19 Klinikstandorten mit insgesamt 120 Millionen Euro. So hatte es zuvor der Krankenhausplanungsausschuss beschlossen. Mit den Mitteln werden auch neun neue Maßnahmen unterstützt, wobei der größte Einzelbetrag hierbei nach Hildesheim geht. Das St.-Bernward-Krankenhaus bekommt in diesem Jahr für den Neubau des Eltern-Kind-Zentrums 16,1 Millionen Euro. Insgesamt liegt das Fördervolumen für den Neubau bei 58 Millionen Euro. Mit 10 Millionen Euro wird 2019 wird der Neubau der Psychosomatik in der Medicilin-Seepark-Klinik in Bad Bodenteich unterstützt (Gesamtvolumen der Förderung: 27 Millionen Euro). Und 9,5 Millionen Euro gehen an das Evangelische Krankenhaus in Oldenburg für die Erweiterung der Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Ich höre die Rufe nach einer stärkeren Zentralisierung. Das hat aber eine Grenze, wo Patienten in einem Flächenland Krankenhäuser entsprechend schnell erreichen müssen.


Darüber hinaus einigte sich der Ausschuss auf den Neubau des Josef-Hospitals in Delmenhorst. Das Fördervolumen wird Reimann zufolge voraussichtlich bei insgesamt 150 Millionen Euro liegen. Der Träger habe damit jetzt Planungssicherheit. Mit einem Baubeginn rechnet das Ministerium bestenfalls im Jahr 2021. Die Entscheidungen müssen noch vom Kabinett beschlossen werden. Die Empfehlungen des Planungsausschusses seien aber maßgeblich, betonte Reimann. Ziel sei, dass Patienten in Zukunft eine moderne und gut aufeinander abgestimmte stationäre Versorgung zur Verfügung stehe. Dazu gehöre auch, dass Kliniken gut erreichbar seien. https://soundcloud.com/user-59368422/wir-mussen-auch-einmal-uber-das-verdienen-sprechen-nicht-nur-uber-das-verteilen Kritisch sieht Reimann Forderungen nach einer stärkeren Zentralisierung von Klinikstandorten, was mit dem Schließen kleinerer Häuser einhergehen würde. Bereits jetzt liege Niedersachsen bei der Bettendichte von 52,8 Betten auf 10.000 Einwohner im bundesweiten Vergleich auf dem vorletzten Platz. Nur Baden-Württemberg rangiere mit 51,2 Betten noch dahinter. An der Spitze liegen Bremen, Thüringen und Sachsen-Anhalt mit über 70 Betten. „Ich höre die Rufe nach einer stärkeren Zentralisierung. Das hat aber eine Grenze, wo Patienten in einem Flächenland Krankenhäuser entsprechend schnell erreichen müssen.“
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #110.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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