Darum geht es: Trotz des positiven Trends am Arbeitsmarkt gibt es in diesem Jahr erneut eine Lehrstellenlücke. Ein Kommentar von Martin Brüning:

Es ist gar nicht entscheidend, wie man die Zahlen zum Ausbildungsmarkt interpretiert und wie groß man die Lücke rechnet, die es am Ende natürlich gibt: Es ist für die betroffenen Jugendlichen, die Unternehmen, aber auch für die Gesellschaft gut, wenn so viele junge Menschen wie möglich einen Ausbildungsplatz bekommen, die danach suchen. Dabei geht der statistische Trend grundsätzlich in die richtige Richtung, weshalb auch der Alarmismus des Deutschen Gewerkschaftsbundes verhallt.

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Es ist durchaus sinnvoll, sich darüber Gedanken zu machen, wie junge Menschen, die beim Wettbewerb um eine Lehrstelle leer ausgegangen sind, besser gefördert werden können. Dabei kann das Hamburger Modell eine interessante Idee sein, wobei immer zu bedenken ist, ob sich das Modell eines Stadtstaats in einem Flächenland wie Niedersachsen kopieren lässt. Auf jeden Fall ist es besser, Geld in eine – wenn auch staatliche – Ausbildung zu investieren, statt in Warteschleifen, in denen Jugendliche der Statistik wegen geparkt werden. Den alten Hut einer bürokratischen Ausbildungsplatzumlage, der sich noch nie richtig durchgesetzt hat und inzwischen etwas aus der Zeit gefallen erscheint, sollte der DGB aber endlich einmal in der Schublade mit den schlechten Ideen verschwinden lassen, und den Schlüssel bitte in die 70er Jahre zurückschicken.

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Die Umlage wird voraussichtlich in den kommenden Jahren auch nicht mehr nötig sein, weil sich der demographische Wind dreht. Dabei geht nicht nur die Zahl der jungen Menschen insgesamt zurück. Immer mehr Jugendliche machen auch Abitur. Sie zieht es danach in die Hochschule statt in den Ausbildungsbetrieb. Die Unternehmen haben sich zum Teil bereits darauf eingestellt, dass sie sich deutlich stärker um junge Menschen bemühen müssen als bisher. Für die Jugendlichen wird es in Zukunft leichter sein, einen Ausbildungsplatz zu finden.

Neben den Unternehmen ist aber auch der Staat gefragt, Ausbildung attraktiv zu halten. Auf der einen Seite wird in Sonntagsreden gerne die duale Ausbildung gelobt, auf der anderen Seite bleiben die Berufsschulen das Stiefkind der Bildungspolitik mit einer zum Teil inakzeptablen Unterrichtsversorgung. Es ist kein Wunder, dass kürzlich viele Azubis den Berufsschulen in einer Befragung der TH Köln schlechte Noten gaben. Sie bemängelten unter anderem unpassende Unterrichtsinhalte und unmotivierte Lehrer. Die Betriebe schnitten bei den Auszubildenden dagegen mehrheitlich gut ab. Für die Politik bedeutet das: Wer den Stellenwert von Ausbildung weiterhin hoch halten möchte, darf den Fokus nicht immer nur auf die Gymnasien legen.

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