11. Feb. 2019 · 
Bildung

Aus für das Paläon? Ministerium betont Obergrenze für die Förderung

Ist das Paläon, das vor sechs Jahren eröffnete Forschungs- und Erlebniszentrum rund um die „Schöninger Speere“ im Kreis Helmstedt, mittelfristig von der Schließung bedroht? Die Vertreterin des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums, Dagmar von Reitzenstein, konnte dazu in der jüngsten Sitzung des Landtags-Wissenschaftsausschusses keine klare Aussage treffen. Sie gab sich optimistisch, dass das neue Konzept, das Mitte des Jahres greifen soll, Erfolg haben wird. Gleichzeitig schloss die Referatsleiterin für Denkmalpflege eine Erhöhung des Landeszuschusses für die Zukunft fast kategorisch aus: „Eine Steigerung des Zuschusses ist nicht möglich.“ Später fügte sie hinzu: „Es wird keinen Cent mehr geben, der Laden muss so laufen.“
Eine Steigerung des Zuschusses ist nicht möglich. Es wird keinen Cent mehr geben, der Laden muss so laufen.
Das futuristisch wirkende, mit glänzender Fassade ausgestattete Gebäude ist für Besucher nur schwer erreichbar, es liegt am Rande des Braunkohletagebau-Gebietes, auf dem noch in den kommenden Jahren archäologische Arbeiten laufen werden. Wie die Referatsleiterin erläuterte, ging man beim Beschluss über den Bau des Museums 2009, auf maßgebliches Betreiben des damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff, von jährlich 70.000 Besuchern aus. Wie von Reitzenstein jetzt berichtete, hatte die Einrichtung nach ihrer Eröffnung 2013 in den ersten Jahren stabile Besucher von rund 40.000. Damit steche das Paläon schon hervor, denn unter den 700 Museen landesweit gebe es lediglich 40, die diese Schwelle überschreiten. „Wir haben eben nicht die Dimensionen von Berlin“, sagte sie. Zu den aktuellen Besucherzahlen machte die Referatsleiterin keine Angaben, fügte aber hinzu, dass auch Einrichtungen „zwischen 20.000 und 23.000 Besuchern jährlich“ sinnvoll betrieben werden könnten.
Lesen Sie auch: Zentgraf warnt vor Eingliederung der "Speere" in das Landesamt für Denkmalpflege
Allerdings zwingt die Aussicht auf Schwund bei den Besuchern zu Veränderungen. Der Zuschussbedarf ist laut von Reitzenstein auf eine Millionen Euro jährlich begrenzt. Bislang trägt das Land davon 500.000 Euro, der Kreis Helmstedt und die Stadt Schöningen als kommunaler Teil zusammen 450.000 Euro, teilte sie mit. Künftig aber seien die beiden Kommunen von der Kommunalaufsicht dazu verpflichtet worden, ihren Beitrag auf je 100.000 Euro zu begrenzen. Damit haben nach bisherigem Rechenmodell jährlich 50.000 Euro gefehlt, die erwirtschaftet werden müssen, künftig werden das aber 300.000 Euro sein. In diese Situation greift das Land nun helfend ein. Nicht mehr die „Paläon GmbH“, an der Kommunen und Stiftungen beteiligt sind, soll das Forschungs- und Erlebniszentrum tragen, sondern ab Jahresmitte das Landesamt für Denkmalpflege, das fünf Mitarbeiter abstellt für wissenschaftliche Grundlagenarbeit, Technik und Öffentlichkeitsarbeit. Aufsicht, Reinigung und Besucherführung sollen künftig einem Dienstleister übertragen werden – und diese Aufgaben könnten, falls die Ausschreibung ein entsprechendes Ergebnis liefert, an den bisherigen Betreiber Paläon GmbH vergeben werden. Das heißt: Mit dem ab Anfang Juli wirkenden neuen Konzept dürften die Personalkosten drastisch sinken. Inwieweit es mit dem neuen Plan auch gelingt, attraktiver auf Besucher zu wirken, vermochte die Vertreterin des Ministeriums nicht vorherzusagen. Wichtig sei nur, die „Schöninger Speere“ in ihrer besonderen Bedeutung herauszustellen – als Zeugnisse dafür, dass die Frühmenschen vor 300.000 Jahren schon auf die Jagd gegangen waren (was andere Wissenschaftler vor diesem archäologischen Fund bezweifelt hätten). Jörg Hillmer (CDU) erklärte, das neue Konzept zeige ein viel stärkeres Engagement des Wissenschaftsministeriums, das sei vorteilhaft. Annette Schütze (SPD) meinte, die Mitarbeiter der bisherigen Betreibergesellschaft sollten eingebunden werden. Eva Viehoff (Grüne) und Susanne Schütz (FDP) äußerten den Verdacht, in nicht allzu ferner Zukunft könne das Land gefordert sein, noch mehr Geld in das Paläon zu stecken. Der Bund der Steuerzahler hatte schon vor Monaten davor gewarnt, die Kommunen aus der finanziellen Mitverantwortung für das Museum zu entlassen. Bei der Übernahme durch das Landesamt für Denkmalpflege drohe es zu einer dauerhaften Förderung des Projektes durch das Land zu kommen – und das sei verkehrt.  
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #027.
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

Artikel teilen

Teilen via Facebook
Teilen via LinkedIn
Teilen via X
Teilen via E-Mail
Alle aktuellen MeldungenAktuelle Beiträge
In Niedersachsen erwacht das öffentliche Leben aus dem Frühjahrsschlaf: Goslar startete am Sonntag mit einem Gartenmarkt in der Innenstadt in die Veranstaltungssaison. | Foto: Goslar Marketing
Die Woche in Niedersachsen (KW 19)
4. Mai 2025 · Christian Wilhelm Link3min
Bibelarbeit: Stephan Weil im Gespräch mit Julius Geiler. | Foto: Kleinwächter
Stephan Weil versteht die Verzagtheit nicht und warnt vor falschen Propheten im Netz
3. Mai 2025 · Niklas Kleinwächter4min
Bibelarbeit mit Angela Merkel. | Foto: DEKT
Merkel rät in schwierigen Lagen: „Nötig ist ein Sowohl-als-auch anstelle des Entweder-oder“
1. Mai 2025 · Klaus Wallbaum4min