14. Okt. 2015 · 
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Arbeitsagentur investiert in die „Fachkräfte von übermorgen“

(rb) Hannover. Zielgenauer und schneller sollen Flüchtlinge mit Bleiberechtsperspektive in eine Ausbildung oder in einen Job vermittelt werden. Dieses Ziel verfolgt die Bundesagentur für Arbeit (BA) mit einem „Aktionsplan“ für Niedersachsen und Bremen, den der Chef der Regionaldirektion, Klaus Stietenroth, am Montagabend vorgestellt hat. Derzeit werden interkulturelle Kompetenzteams aus speziell geschulten BA-Beschäftigten aufgebaut, damit diese spätestens im Frühsommer zur flächendeckenden Beratung von Flüchtlingen einsatzfähig sind. Zu diesem Zeitpunkt erwartet die BA einen Rekordansturm von arbeitsuchenden Migranten. Bereits im Sommer 2015 wurden 20 Flüchtlingsberater in den Agenturen in Niedersachsen und Bremen eingestellt, die in den Erstaufnahmeeinrichtungen tätig sind. Vorbehaltlich der Haushaltsberatungen des Bundes könnten weitere 280 Stellen in den Jobcentern und 70 in den Agenturen in Niedersachsen und Bremen entstehen. Um die größte Hürde auf dem Weg in Arbeit und Ausbildung – keine oder nur geringe Deutschkenntnisse – aus dem Weg zu räumen, hat der Verwaltungsrat der BA für die Zeit vom 1. November bis zum 31. Dezember 121 Millionen Euro für bundesweit rund 100 000 Plätze in Deutschkursen freigegeben. Davon könnten rund 10 000 Flüchtlinge in Niedersachsen und 1000 in Bremen profitieren, schätzt Stietenroth. Der Bundesgesetzgeber muss dafür noch grünes Licht geben. Zugleich kommt auch aus Niedersachsen Unterstützung für das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bei den dezentralen Bewerbungsgesprächen zur Besetzung von 1000 zusätzlichen Stellen bis zum 1. Januar 2016. Außerdem arbeiten 26 Studierende der Regionaldirektion seit dem 1. Oktober dem BAMF bei der Erfassung der Asylanträge zu. Stietenroth und Klaus Oks, Geschäftsführer Grundsicherung der Regionaldirektion, dämpften die Erwartungen auf schnelle Erfolge. Zwar treffe die gegenwärtige Zuwanderung auf eine anhaltend gute wirtschaftliche Lage mit derzeit über 57 000 offenen Stellen – allerdings vorrangig im Gesundheits- und Sozialwesen, in der öffentlichen Verwaltung, in Erziehung und Unterricht. Selbst für den Einsatz in weniger anspruchsvollen Branchen erfordere die notwendige schulische und berufliche Nachqualifikation der meisten Bleibeberechtigten oft bis zu einem Jahr. Die zumeist hochmotivierten, überwiegend jungen Menschen seien die „Fachkräfte von übermorgen“, sagen die Arbeitsmarktexperten. Das deckt sich mit einer aktuellen IAB-Studie: Bisher schaffen es lediglich acht Prozent der Flüchtlinge, ein Jahr nach Ankunft Arbeit zu finden. Nach fünf Jahren sind es 50 Prozent.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #188.
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