9. Jan. 2018 · 
Wirtschaft

Anzeichen für gute Chancen des Homann-Werkes in Dissen

Im Fall des Feinkostwerks Homann könnten die Karten noch einmal neu gemischt werden. Derzeit wird der mögliche Umzug von Dissen (Kreis Osnabrück) nach Leppersdorf in Sachsen im Unternehmen noch einmal komplett geprüft. Vor Ende Februar oder Anfang März sei keine Entscheidung zu erwarten, heißt es. „Bislang gibt es keinen Hinweis des Müller-Konzerns oder von kommunaler Seite, dass sich an den Umstrukturierungsplänen für das Homann-Werk am Standort Dissen grundlegend etwas geändert hat“, sagte Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann dem Politikjournal Rundblick. Er appellierte an die Konzernleitung, in dieser für die Beschäftigten belastenden Frage über die Zukunft des Standorts Dissen schnell für Klarheit zu sorgen. „Ich bin nach wie vor von den Standortvorteilen in Dissen überzeugt und will diese der Unternehmensführung und Konzernchef Müller in einem Gespräch nahebringen.“   Lesen Sie auch:   Uwe Hildebrand von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in der Region Osnabrück meinte, man müsse nun erst einmal abwarten. Der Betriebsrat habe seine Vorschläge noch einmal unterbreitet. Er hatte im vergangenen Jahr ein Alternativkonzept erarbeitet, um die Standorte in Dissen und Bad Essen zu erhalten. Bei der Schließung geht es um 1200 Arbeitsplätze. Der Politik rät Hildebrand, sich in der aktuellen Phase besser herauszuhalten. „Aktuell wäre es eher schädlich, wenn sich Wirtschaftsminister Bernd Althusmann einschalten würde. Er hat auch keine anderen Möglichkeiten als die Vorgängerregierung.“ Detlev Schulz-Hendel, Sprecher für Wirtschaft der Grünen im Landtag, würde ein Gespräch zwischen dem Wirtschaftsminister und Homann auf jeden Fall begrüßen. „Es müsste ja auch sein Bestreben sein, dass es nicht zu einer neuen langen Hängepartie für die Menschen kommt, die dort arbeiten“, sagte Schulz-Hendel dem Rundblick. Man dürfe aber bei den Subventionen auf keinen Fall in einen Überbietungswettbewerb eintreten, sondern müsse vielmehr noch einmal auf die Standort-Vorteile in Niedersachsen hinweisen, zum Beispiel auf motivierte Fachkräfte. Den Zeitplan, die Werke in Dissen und Bad Essen bis Ende Februar 2020 zu schließen, hält NGG-Vertreter Hildebrand derweil nicht für realistisch – erst recht nicht mehr nach den aktuellen Denkpause im Unternehmen. Dieser Termin ist allerdings bisher im Sozialplan und Interessensausgleich so vereinbart. In Sachsen versucht man weiterhin, das Unternehmen in das Bundesland zu locken. Ende des Jahres hatte die Sächsische Aufbaubank einen Investitionskostenzuschuss in Höhe von 11,3 Millionen Euro bewilligt, wenn Homann in Leppersdorf neu baut. Das Geld soll aus dem Programm „Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ kommen. Laut Neuer Osnabrücker Zeitung soll das Unternehmen allerdings doppelt so viel beantragt haben. Die Unternehmensgruppe Theo Müller bekommt also für das neue Werk nicht nur weniger Zuschuss, auch der für den Umzug verantwortliche Manager hat das Unternehmen verlassen. „Wir haben festgestellt, dass sich gewisse Rahmenbedingungen für das Projekt geändert haben, deshalb findet diese Überprüfung statt“, sagte ein Konzernsprecher. Im Dissener Rathaus sucht man dennoch weiterhin nach einem Investor für die für Homann reservierten Flächen für einen Neubau. Bürgermeister Hartmut Nümann will die Planungen nicht stoppen. „Wir lassen uns nicht noch einmal an der Nase herumführen,“ sagte er der Sächsischen Zeitung. Die Stadt habe damals für einen Homann-Neubau extra Grundstücke aufgekauft sowie Wasser- und Emissionsrechte geklärt. Am Ende stand die Umzugsentscheidung nach Sachsen. „Wir fühlen uns veräppelt“, sagte Nümann.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #5.
Klaus Wallbaum
AutorKlaus Wallbaum

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