(rb) Der Wattenrat, eine im Jahr 2001 aus der „Konferenz der Natur- und Umweltschutzverbände“ in Ostfriesland hervorgegangene unabhängige Institution, war schon für viele niedersächsische Umweltminister eine echte Heimsuchung – welcher Parteifarbe sie auch immer angehört haben. Der Wattenrat ist kein wie auch immer organisierter Verein oder Verband, bezieht keine staatliche Förderung und muss bei Gesetzesberatungen auch nicht angehört werden. Und er ist doch nicht zu überhören, trifft er mit seiner Kritik an der jeweiligen Umweltpolitik doch immer mal wieder ins Schwarze.
Nach Umweltminister Wolfgang Jüttner (SPD) sowie Hans-Heinrich Sander und Stefan Birkner (beide FDP) ist jetzt also der grüne Ressortminister Stefan Wenzel dran, der kürzlich viel Aufmerksamkeit im Blätterwald erregte, als er in einer öffentlichen Mitteilung meinte, der Klimawandel bedrohe 80 Prozent der niedersächsischen Vogelarten, insbesondere an der Küste. Der Wattenrat vermutet dahinter die Motivation, dass „einer noch reingeht ins Sommerloch“ und bezeichnet Wenzels Einlassungen etwas unflätig als „konzentrierten politischen Bullshit“. Die von dem Grünen-Politiker beklagte Erhöhung des Meeresspiegels an der Küste sei nicht die Folge des Klimawandels, sondern der letzten Weichsel-Kaltzeit. Der seit langem bekannte „säkulare Meeresspiegelanstieg“ von derzeit ca. 17 Zentimetern im Jahrhundert habe mit dem gegenwärtigen Co2-Hype nichts zu tun. Seinerzeit habe der Meeresspiegel der Nordsee etwa 130 Meter unter dem heutigen Niveau gelegen; seit 12 000 Jahren steige er kontinuierlich wieder an, belehrt uns der Wattenrat. Wenzels Allheilmittel gegen den Klimawandel, die Windenergie, gefährde jedoch Rotmilane und Schwarzstörche, die von den Rotorblättern der Windkraftwerke erschlagen würden.
Mit dem Klimawandel aber leben die Vögel seit abertausenden von Jahren, erläutert der Wattenrat in seiner Replique. Sie hätten bekanntlich Flügel und könnten diesem Wandel gegebenenfalls ausweichen. So legten gerade Gänse oder Watvögel lange Strecken von ihren Brutgebieten an der Arktis zum Teil bis nach Afrika zurück und seien in verschiedenen Klimazonen zu Hause. Mit dem Klimawandel habe der Artenschwund nichts zu tun, sondern ausschließlich mit menschengemachten Versäumnissen und Problemen im Naturschutz: dem Massentourismus und der industrialisierten Landwirtschaft. Sie verminderten die Überlebenschancen vieler Vogelarten zusehends. „Am walzenfesten und treckerreifenresistenten Kiebitz muss die Evolution noch arbeiten“, ätzt der Wattenrat. azDieser Artikel erschien in Ausgabe #153.