Moore können hervorragende Kohlenstoffspeicher sein. Doch in Niedersachsen geben sie jährlich mehr als zehn Millionen Tonnen klimaschutzrelevanter Kohlenstoffäquivalente ab und tragen dadurch rund elf Prozent zur Klimabilanz des Landes bei. Warum ist das so? In den vergangenen hundert Jahren wurden immer mehr Moore entwässert und für die landwirtschaftliche Nutzung kultiviert. Je trockener die Böden sind, desto mehr Treibhausgase geben sie frei. Etwa ein Drittel der klimaschädlichen Treibhausgase, die Niedersachsens Landwirtschaft emittiert, kommt daher aus der Nutzung der Moore und der kohlestoffreichen Böden. Experten sehen gerade hier nun große Einsparpotenziale.

Während einer Fachtagung zum Klimaschutz, die vom Thünen-Institut und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Braunschweig ausgerichtet wurde, wurden Wege diskutiert, wie die Treibhausgas-Emissionen in der Landwirtschaft durch Wiedervernässung von Mooren gesenkt werden können. Damit die Böden wieder zu guten CO2-Speichern werden, müsse die Humusbildung wieder angeregt und Moore müssten wieder bewässert werden, sagen die Experten. Damit einher gehe aber auch ein enormer Wandel für die Landwirtschaft. Von einer kräftigeren Humusschicht hätten die Landwirte zwar noch einen Vorteil, weil die Böden dadurch auch wieder fruchtbarer würden. Eine vollkommene Renaturierung oder nasses Grünland würde eine landwirtschaftliche Nutzung aber wohl ausschließen.

Heinrich Höper vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) – Foto: nkw

Professor Heinz Fessa vom Thünen-Institut fordert deshalb von der Politik eine Exit-Strategie für Landwirte, die entwässerte Moore nutzen. Es werde schon so viel Geld ausgegeben, da müsse es auch möglich sein, die Landwirte aus diesen Flächen herauszukaufen, sagt der Wissenschaftler aus Braunschweig. Auch Thorsten Reisch, Agrarwissenschaftler von der Uni Kiel, erhofft sich mehr Einsatz von der Politik. Im Vergleich zu anderen Klimaschutzmaßnahmen seien die Kosten für den Moorschutz und die Wiedervernässung relativ gering. Wenn es dadurch zu einem Verlust der Nutzflächen kommt, kann Reisch sich sogar eine Enteignung der Landwirte vorstellen. Heinrich Höper vom Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) denkt zumindest, dass mit genügend Druck die Landwirte mit der Ackernutzung aus den Mooren gehen werden.

Professor Heinz Fessa vom Thünen-Institut – Foto: nkw

„Ackerbau ist nicht verträglich für Moore“, sagt der Moor-Experte, da die vernässten Flächen nur noch schwer mit Landmaschinen befahrbar seien. Sein Ziel sei es, dass die Flächen zu Grünland werden oder die Landwirte zumindest auf mehrjährige Kulturen ausweichen. Einen richtigen Moorschutz erreiche man aber nur bei einer vollständigen Vernässung, sagt Prof. Fessa vom Thünen-Institut. In diesem Fall wäre die Fläche aber für eine landwirtschaftliche Nutzung wohl gar nicht mehr zu gebrauchen. Niedersachsens Landwirtschaftsministerium betrachtet derartige Szenarien deshalb äußert skeptisch. Der Flächendruck sei ohnehin schon sehr groß. Deshalb wollte das Agrarministerium auch nicht, dass im Entwurf für ein Klimagesetz eine Wiedervernässung der Moore festgelegt wird.

Ackerbau ist nicht verträglich für Moore.

Um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, habe das Land Niedersachsen mehrere Projekte initiiert „mit dem Ziel, Grundlagen für eine moor- und klimaschonende Bewirtschaftung zu schaffen“, sagte Landwirtschafts-Staatsekretär Rainer Beckedorf auf der Fachtagung. Zum einen wird erforscht, wie mit sogenannten Paludikulturen gewirtschaftet werden kann. Dabei geht es darum, auch die vernässten Moore wieder land- und forstwirtschaftlich zu nutzen, wie es früher bereits üblich war, etwa um Schilf oder Dachreet anzubauen. Heutzutage gehe es dann eher darum, neue Bau- oder Dämmstoffe zu entwickeln. Doch Paludikulturen sind für Heinrich Höper vom LBEG eher noch ein Fernziel. Er setzt auf eine andere Technik: die gezielte Wasserstandsregulierung. In der Wesermarsch und im Gnarrenburger Moor hat das LBEG drei verschiedene Methoden untersucht, mit denen entwässerte Moore wieder mit Wasser angereichert werden können.


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Damit die Flächen tatsächlich wieder CO2 speichern können, müsste diese Vernässung bis etwa 40 Zentimeter unter der Oberfläche geschehen. Mit leichten Landmaschinen wäre das Feld dann immer noch befahrbar. Ein solches Niveau haben die Wissenschaftler bislang allerdings nur bei einer sehr kostenintensiven Methode erreicht. Dabei werden Wasserrohre zwischen zwei Bewässerungsgraben unterhalb des Ackers hindurchgelegt. Höper schätzt aktuell, dass eine solche Dräne bis zu zweieinhalbtausend Euro kosten kann. Dazu komme, dass die landwirtschaftlich genutzt Fläche vorher planiert werden müsste. Alles Kosten, die der Landwirt selbst tragen müsste. Doch zumindest bei der Wasserversorgung hofft Höper auf eine Gemeinschaftsleistung. Die Wasserinfrastruktur sollte seiner Ansicht nach, vergleichbar mit dem Straßenverkehr, vom Staat oder von den Wasser- und Bodenverbänden bereitgestellt werden. Dann könnten die Landwirte einfacher auf diese Methode umstellen.