2. Dez. 2017 · Archiv

AfD-Parteitag: Favorit kaltgestellt, Gauland gewinnt

Der AfD-Bundesparteitag in Hannover lieferte am späten Sonnabend noch eine Überraschung: Als zweiter Vorsitzender neben dem bestätigten Jörg Meuthen (Baden-Württemberg) wurde überraschend der Bundestags-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland (Brandenburg) gewählt, nicht der zunächst als Favorit gehandelte Georg Pazderski (Berlin). Er bekam 67,8 Prozent. [caption id="attachment_29313" align="aligncenter" width="780"] Überraschend zum AfD-Vorsitzenden gewählt: Alexander Gauland - Foto: AfD Havelland [/caption] Der frühere Bundeswehr-Oberst Georg Pazderski, der zum gemäßigten Flügel gehört, schaffte es zuvor zweimal nicht, die erforderliche Mehrheit von mehr als der Hälfte der Delegierten auf sich zu ziehen. Er bekam eine überraschende Gegenkandidatin vom rechtsnationalen Flügel der Partei, die 61-jährige Rechtsanwältin Dorin von Sayn-Wittgenstein, Landesvorsitzende von Schleswig-Holstein. Während Pazderski dafür warb, die AfD in die Gesellschaft einzubinden und auf absehbare Zeit auch für Koalitionen offen zu sein, distanzierte sich Sayn-Wittgenstein davon. Die Kandidatin erklärte in einer sehr emotionalen Rede, dass man sich nicht in die Gesellschaft eingliedern wolle. „Das ist nicht unsere Gesellschaft“, sagte sie. Bei der ersten Abstimmung lag Sayn-Wittgenstein vorn, bei der zweiten Pazderski. Beide aber blieben unterhalb des Quorums von 50 Prozent.

Gauland ist der lachende Dritte

Nach einer Sitzungsunterbrechung zogen beide Bewerber zurück. Der zunächst vorgeschlagene niedersächsische Landesvorsitzende Armin-Paul Hampel erklärte sich nicht zur Kandidatur bereit, wohl aber Gauland. Im Unterschied zu Pazderski zählt Gauland nicht zu den gemäßigten Kräften, er wirbt für die Vermittlung zwischen den Parteigliederungen. Gauland widersprach Pazderski: „Wir dürfen nicht zu früh angekommen in der Gesellschaft. Erst wenn wir stark genug sind, können wir bereit sein, Verantwortung zu übernehmen.“ Das habe er von der FPÖ in Österreich gelernt, sagte Gauland. Lesen Sie auch:   Mit der Nicht-Wahl des als Favoriten gehandelten Pazderski und mit der Wahl Gaulands, der am Sonnabendmorgen erst noch verzichtet hatte, bleibt der erwartete Schwenk der Partei in die Mitte aus. Da sowohl Gauland als auch Meuthen für einen integrativen Führungsstil stehen, dürfte das laufende Parteiausschlussverfahren gegen den AfD-Rechtsaußen Björn Höcke keine Rückendeckung von der Parteiführung erhalten.  
Martin Brüning
AutorMartin Brüning

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