Champagner: Nach dem Sieg verdienst du ihn, nach der Niederlage brauchst du ihn
Liebe Niedersachsen,
im Berliner Konrad-Adenauer-Haus sah man am Abend Gäste mit Sektgläsern stehen, obwohl dort nach dem Ergebnis der Europawahl wohl eher Selters hätte angesagt sein sollen. Sekt hätte es gestern Abend eigentlich nur bei den Grünen geben dürfen – natürlich aus kontrolliert biologischem Anbau. Kurz nach 18 Uhr sah man auf Twitter schon das große „Danke-Foto“ der Grünen (siehe unten). Mit fast 20 Prozent als Königsmacher in Bremen und über 20 Prozent bei der Europawahl sind die Grünen die großen Gewinner des Wahlabends.
https://twitter.com/sven_giegold/status/1132678437624270848
Bei den übrigen Parteien war es eher der Abend der langen Gesichter. Ihr Foto hätte auf derselben Straße wohl anders ausgesehen (siehe unten). Die Linke hat nach wie vor eine kleine Europawahlschwäche, bei der CDU wiederum schwächelt bereits der AKKu, bei der FDP hat es sich langsam ausgelindnert und Andrea Nahles könnte vor lauter Schwäche vermutlich kaum noch das Schild halten. Die Reaktionen aus Niedersachsen finden Sie übrigens heute im Rundblick oder online gleich hier.
Besonders zu denken geben sollte den Parteien das Abstimmverhalten der unter 30-Jährigen. Hier wählten 33 Prozent die Grünen, 13 Prozent CDU und 10 Prozent SPD. Gleichzeitig gaben in der Gruppe acht Prozent der Satire-Partei ihre Stimme, die ungefähr so witzig ist wie eine Parlamentsdebatte über Sterbehilfe. Das lässt zumindest schon einmal eine Prognose zu: die Zukunft könnte weniger lustig werden, als mancher vielleicht denkt.
https://twitter.com/walli5/status/1132685484445061121
War das gestern wirklich ein "Sunday for future", wie Grünen-Politiker es am Abend immer wieder formulierten? Haben die Wähler den Stift in der Wahlkabine wirklich von ihrem Klimaschutz-Gewissen führen lassen? Die Energieminister der Länder wollen das Feld auf jeden Fall nicht allein den Grünen überlassen. Am Freitag trafen sie sich in Hannover und vereinbarten, dass Energiewende und Netzausbau - das hat ja nicht ganz unmaßgeblich miteinander zu tun - schneller vonstatten gehen soll. Und für die "Fridays for Future"-Bewegung hatten Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Landesumweltminister Olaf Lies noch eine Botschaft parat - hier zu hören:
https://soundcloud.com/user-385595761/das-sagen-peter-altmaier-und-olaf-lies-der-fridays-for-future-bewegung
Gut, dass wir übrigens schon in der vergangenen Woche mit der Grünen-Energieexpertin Julia Verlinden über das Thema LNG-Terminals gesprochen haben. Wer weiß, wie lange die Grünen in dieser Woche durchfeiern und wann man sie wieder erreichen kann. So lesen Sie bei uns bereits heute über Verlindens Warnung vor LNG-Investitionsruinen an niedersächsischen Häfen(leider nur im Abo).
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche
Martin Brüning
PS: Wer wurde gestern eigentlich Niedersächsin der Woche? Hier nachzulesen.