277 Container treiben in der Nordsee: Lies fordert Konsequenzen für Frachtschifffahrt
Nach der Havarie des Containerschiffes „MSC Zoe“ in einem Sturm auf der Nordsee sind erste Container nun auch in Niedersachsen angespült worden. Am Strand der Insel Borkum fand die Strandverwaltung am Freitagmorgen knapp 30 Fernseher, die als Fracht auf dem Schiff unterwegs waren. Umweltminister Olaf Lies rechnet damit, dass in den kommenden Tagen an den Nordseeinseln Borkum, Juist und Norderney noch mehr Container und Ladung angespült werden können.
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Auch die Bergung der insgesamt 277 Container gestaltet sich schwierig. Lediglich 20 konnten bisher gesichert werden, da sie und ihre Ladung an Stränden vorwiegend in den Niederlanden angeschwemmt wurden. Momentan ist die Wetterlage für die Suche nach den verlorenen Container noch positiv, doch dem Umweltminister zufolge soll das Wetter am Wochenende umschlagen und eine Sichtung und Bergung erschweren. „Das kann zur Folge haben, dass sich die Container noch weiter verteilen, aber auch, dass mehr Container absinken.“ Kritisch ist, dass einige der Container auch Gefahrgut enthalten; unter anderem ein Pulver für die Kunststoffproduktion, das leicht entflammbar ist und explodieren könnte. „Wer deshalb einen Container sichtet oder am Strand findet, sollte sich ihm nicht nähern, sondern der Inselkommune Bescheid geben“, warnt Lies.
Container sollten mit Ortungsgeräten ausgestattet werden
Zu klären sei nach Angaben von Lies, wieso überhaupt so viele Container verloren wurden: „Es ist sehr untypisch, dass von beiden Seiten des Schiffes derart viele Container über Bord gegangen sind.“ Er hält es für möglich, dass die Ladung nicht vorschriftsmäßig gesichert worden war. Mit einem Hubschrauber der Bundeswehr, einem Öl-Überwachungsflugzeug, dem Mehrzweckschiff „Neuwerk“ sowie dem Schiff „Wega“ des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie sucht das Cuxhavener Havariekommando derzeit nordwestlich von Borkum nach der verlorenen Ladung. Per Echolot und Sonar sollen so auch die Container aufgespürt werden, die knapp unter der Wasseroberfläche treiben oder bereits gesunken sind. „Vor allem die teilweise noch aneinandergebundenen Container, die im Wasser treiben, sind ein enormes Sicherheitsrisiko für andere Schiffe“, sagte Lies.
Wer einen Container sichtet oder am Strand findet, sollte sich ihm nicht nähern, sondern der Inselkommune Bescheid geben.
Mit Blick auf die Zukunft müsse man nun prüfen, ob die vorgeschriebene Positionierung von Gefahrgut-Containern auf Schiffen ausreichend ist, um die Fracht vor dem Über-Bord-gehen zu schützen. Zudem fordert Lies eine zukünftige Ausstattung der Container mit Ortungsgeräten. „Mindestens bei den Containern mit Gefahrgut wären wir alle sehr froh, wenn wir frühzeitig wüssten, wo sie sind.“ Man brauche deshalb gerade für sicherheitsrelevante Ladungen technische Lösungen, um eine Ortung zu beschleunigen.