(rb) Als er im Oktober 1998 zum Minister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und damit zum Nachfolger seines gerade in die Bundesregierung gewechselten Parteifreundes Karl-Heinz Funke ernannt wurde, erreichte die Karriere des einstigen landwirtschaftskritischen SPD-Umweltpolitikers Uwe Bartels ihren Höhepunkt. Bis dahin hatte er als Staatssekretär unter Funke schon reichlich Erfahrungen in der Agrarpolitik sammeln können. Zudem hatte der gebürtige Quakenbrücker seit 1978 als Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Vechta und in Hannover als umweltpolitischer Sprecher seiner Fraktion gedient. Dann zog er 1990 überraschend als Landwirtschafts-Staatssekretär in das Landeskabinett von Gerhard Schröder ein – bis er schließlich zum Minister aufstieg.
Bartels wuchs im ländlichen Astrup im landwirtschaftlich geprägten Kreis Vechta auf. Die Hochburg der intensiven Landwirtschaft blieb sein Zuhause: Bartels studierte an der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen in Vechta und wurde zunächst Lehrer. Mit dem Eintritt in die SPD im Jahre 1972, als Willy Brandt als damals größter Sympathieträger der Partei für die Sozialdemokraten gegen den Unions-Kandidaten Rainer Barzel die Bundestagswahl gewann, begann der rasche politische Aufstieg. Noch im selben Jahr wurde er Ratsherr in Vechta, später Vorsitzender der Ratsfraktion. 1976 zog er in den Kreistag von Vechta ein. Die intensive Tierhaltung in seiner Heimat – schon damals verächtlich als „Massentierhaltung“ beschrieben – gehörte in den 1970-er Jahren zum politischen Feindbild der SPD in Südoldenburg. Bartels positionierte sich als engagierter Umweltpolitiker.
Als die SPD unter Ministerpräsident Sigmar Gabriel im Jahre 2003 die Landtagswahl verlor und die Regierungsbank an CDU-Herausforderer Christian Wulff abtreten musste, stellte Bartels die Weichen für den Fortgang seiner Karriere neu: Zwei Jahre später wählten ihn die Bürger seiner Heimatstadt Vechta zum hauptamtlichen Bürgermeister. Der in der Bevölkerung beliebte Bartels zog als erster „roter“ Chef in das über Jahrzehnte von den „Schwarzen“ geführte Rathaus in der Bischofs- und Universitätsstadt Vechta ein. Ein zeitlich befristetes Novum, denn seit 2011 herrscht im Rathaus zu Vechta wieder ein Christdemokrat.
Bartels pflegt derweil seinen straff organisierten Ruhestand: Als Vorsitzender des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland hat er die Mächtigen aus der Agrarindustrie seiner Heimatregion unter dem Dach eines Interessenverbandes vereint. Gemeinsam betreiben sie Politik für die Agrarbranche. Uwe Bartels nimmt dabei die aktive Rolle eines Lobbyisten ein; er ist zugleich Bindeglied zwischen der Region Südoldenburg und der rotgrünen Landesregierung. In der Südoldenburger Kommunalpolitik ist der studierte Lehrer und langjährige Berufspolitiker immer noch eine große Nummer. Daran wird sich vorerst gewiss nichts ändern. An diesem Dienstag wird Uwe Bartels 70 Jahre alt. lyDieser Artikel erschien in Ausgabe #93.