16. Okt. 2015 · 
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Zur Person: Joachim Werren

(rb) Nein, Joachim Werren war kein Versorgungsfall, wie die Grünen meinten, als er 2008 Generalsekretär der Niedersachsen-Stiftung wurde. Der einstige Wirtschaftsminister Walter Hirche, dem Werren als Staatssekretär zur Hand ging, trat diesem Vorwurf damals im Landtag ebenso sachkundig wie energisch entgegen. Aber schon die alten Römer wussten, aliquid haeret, etwas bleibt immer hängen. Die Stiftung, der Werren sieben Jahre lang diente, verabschiedet ihn jetzt in den Ruhestand. 1986 hatten die damals in Hannover mitregierenden Freien Demokraten den aus dem rheinlandpfälzischen Wein- und Kurstädtchen Bad Kreuznach an der Nahe stammenden Juristen aus NRW nach Niedersachsen geholt, wie zuvor schon einige andere. Einen etwas lauten Pressesprecher, der merkwürdige Bürgerwehrpläne verfocht, um mehr Sicherheit zu schaffen, einen ruhigen Staatssekretär, der seinem Minister öffentlich das Vertrauen entzog, und eben den geschmeidigen Werren, der verlässlich mehrere Funktionen in der Staatskanzlei versah. Unter Hilmar von Poser war er zunächst stellvertretender Regierungssprecher, wurde danach einige Amtszimmer weiter Leiter eines Referats, stieg irgendwann auf zum Abteilungsleiter, bis ihn Hirche 2003 zum Staatssekretär im Wirtschaftsministerium im einstigen Palais Wangenheim ernannte. Eine ordentliche Karriere, die schließlich belohnt wurde mit dem Amt des Generalsekretärs der Stiftung Niedersachsen, einem der schönsten Posten hierzulande. Begleitet von Missgunst und Häme hatte Ministerpräsident Ernst Albrecht die Stiftung 1986 ins Leben gerufen und zu ihrem ersten Generalsekretär den Juristen, Theatermann und intellektuellen Macher Bernd Kauffmann bestellt. Dem Regierungschef schwebte vor, das provinzielle Kleinklein durch geistigkulturelle Weltläufigkeit zu überwinden. Das erste anspruchsvolle Projekt, das Kauffmann vorbereitete, war 1988 der philosophische Kongress „Geist und Natur“, der die Großen der Wissenschaft – Dürr und Zimmerli, Jonas, Chargaff und Leibovitz – nach Hannover brachte und der die Stiftung weit über die Grenzen Niedersachsens hinaus ins Gespräch brachte. Albrecht wurde abgewählt, seine wohl doch unrealistischen Vorstellungen verflogen. Kauffmann wechselte zur angesehenen Stiftung Weimarer Klassik, blieb dem Land jedoch als Leiter der Wolfsburger Movimento-Festwochen erhalten, und nun übernimmt als neue Generalsekretärin am 1. November Lavinia Francke vom Festival Theaterformen, zu dessen Gründern Kauffmann gehörte. Ob sie der Stiftung neue Impulse zu geben vermag? p.s.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #190.
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