(rb) Die Auseinandersetzung um den geplanten Bau einer Zentralklinik für Ostfriesland in dem kleinen Ort Georgsheil in der Gemeinde Südbrookmerland bei Aurich spitzt sich weiter zu. Das regionale Aktionsbündnis gegen die Großklinik plant ein Bürgerbegehren, um das Vorhaben zu Fall zu bringen. Unterstützung erhalten die Gegner nicht nur von der CDU, den Grünen und vom FDP-Kreisverband Aurich. Auch der SPD-Unterbezirk Aurich hat sich mit einem einstimmigen Vorstandsbeschluss auf die Seite der Klinik-Gegner geschlagen und befürwortet das Bürgerbegehren. Der Unterbezirksvorsitzende Johann Saathoff erklärte, die Kritik aus der Bevölkerung müsse ernst genommen werden, die Bürger müssten an einer transparenten Entscheidung beteiligt werden.
Die Sozialdemokraten in Ostfriesland stellen sich damit gegen ihre Parteifreundin, Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt, die als Vorsitzende des Krankenhausplanungsausschusses des Landes ein deutliches Bekenntnis zu dem Klinik-Neubau abgelegt hat. Der Ausschuss hatte Anfang Juli in Hannover getagt und einstimmig empfohlen, die Planungen zum Bau des Zentralklinikums Georgsheil aufzunehmen. Im Gegenzug sollen die defizitären Krankenhäuser in Emden, Norden und Aurich geschlossen werden. Der Neubau soll nach bisherigen Schätzungen rund 250 Millionen Euro kosten. Das Geld wird größtenteils vom Land aufgebracht.
Geschaffen werden soll ein zentrales Krankenhaus für die ostfriesische Kernregion mit 814 Betten für die stationäre Aufnahme von Patienten sowie zusätzliche 96 Betten für teilstationäre Behandlungen. Der Landkreis Aurich und die Stadt Emden bewerteten die Entscheidung des Ausschusses als ein „wichtiges Etappenziel“, um eine „zukunftsfähige medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Region zu erreichen.
Wiederholt waren in den vergangenen Wochen und Monaten Bemühungen gescheitert, die Wogen in Ostfriesland zu glätten. So hatte der SPD-Landtagsabgeordnete Wiard Siebels ein Regionalgespräch auf den Weg gebracht, bei dem sich Sozial-Staatssekretär Jörg Röhmann in Aurich mit Befürwortern und Gegnern des Bauvorhabens an einen Tisch gesetzt hatte. Von einer Beilegung des Streits waren die Teilnehmer am Ende weit entfernt. Das Aktionsbündnis gegen die neue Klinik bewertete die Gesprächsrunde anschließend als „Farce“.
Mit einem Scheitern des geplanten Bürgerbegehrens rechnen die Klinik-Gegner nicht. Als nächsten Schritt wollen sie einen Bürgerentscheid auf den Weg bringen. Dazu sind rund 36 000 Stimmen der wahlberechtigten Bürger im Landkreis Aurich erforderlich. Hauptargument der Zentralklinik-Gegner ist die Beibehaltung einer wohnortnahen Versorgung von Patienten. Die bisherigen drei Krankenhäuser in Emden, Aurich und Norden müssten saniert und auch durch Spezialisierungen zukunftsfähig gemacht werden, argumentiert das Aktionsbündnis. Der für die neue Zentralklinik gewählte Standort sei völlig ungeeignet, weil die Wege zu lang seien. Es sei nicht möglich, Georgsheil aus allen Orten der ostfriesischen Region innerhalb von 30 Minuten mit dem Krankenwagen zu erreichen. Eine schnelle und zeitnahe Versorgung von Notfallpatienten sei kaum möglich.
Die Kreistagsfraktion der Grünen in Aurich führt auch Umweltaspekte gegen den Neubau an. So erklärte Fraktionssprecherin Gila Altmann, der Neubau-Standort müsse unter lärm- und naturschutzrechtlichen Gründen betrachtet werden. Die Klinik werde von Hubschraubern mit Patienten angeflogen. Das sei jedoch kritisch zu betrachten, da sich in unmittelbarer Nähe mehrere Vogelschutzgebiete befänden. stuDieser Artikel erschien in Ausgabe #150.