16. Juni 2021 · 
TagesKolumne

Zahlen, bitte!

Es geht wieder los, wir alle haben was nachzuholen. Bundeschefin Angela Merkel muss Geschichte nachholen, die Menschen aus Nordrhein-Westfalen Urlaub auf Norderney und alle zusammen Zeit im Biergarten oder vor Restaurants – seit Dienstagabend gern auch ohne Fußball im TV. Aber bitte nicht wundern, es gibt einige winzig kleine Folgen der Pandemie, als da wären: Selbstbedienung, Chef am Herd und keine Reaktion auf Ihr Angebot „Zahlen, bitte!“. Die Gastronomen dürfen zwar wieder aufmachen, aber:  

Sie finden leider häufig niemanden, der ihre Gäste empfangen und für sie kochen möchte.

Sagt Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, und der muss es wissen. Es geht im Übrigen auch andersherum.

Foto: kab-vision

Ich war kurz nach der Öffnung der Außengastronomie in einem Biergarten, wo es eine Bedienung, aber – kein Scherz – kein Bier gab. Ich habe der Bedienung gesagt, dass ich kein Bier im Biergarten auf lange Sicht für ein riskantes Konzept halte. Der arbeitslose Zapfer sagte, er habe sich bei Schichtbeginn auch gewundert. Wo sich dieser Biergarten befindet, spielt eigentlich keine Rolle, aber er liegt in Hannover-Wülfel, nur zu Ihrer Information. Falls Sie mal keinen Durst auf Bier haben und nicht wissen, wohin.

Foto: MB; Tobias Koch; MU; kw

Wohin mit 117 Millionen Euro, das haben sich in der Regierungskoalition auch Birgit HonéBernd Althusmann und Olaf Lies (Foto oben) gefragt und eine bezaubernde Antwort gefunden: Das Geld fließt in Förderprojekte, mit denen die Innenstädte des Landes wiederbelebt werden sollen. Wir hätten da ein paar Ideen. Zum Beispiel könnten Gastronomen die Löhne von Bedienungen erhöhen, dann hätten sie wieder Personal, und Biergartenbesitzer könnten Bier bestellen – allen wäre geholfen. Wohin das Geld tatsächlich fließt, wie man als Stadt an die Förderung herankommt, das erfahren Sie selbstverständlich bei uns im aktuellen Rundblick.

Dort erfahren Sie auch, warum Teile unserer Kommunalverfassung verfassungsrechtlich bedenklich sind. Auch hier heißt es: Zahlen, bitte! Denn es geht um das Auszählverfahren für kommunale Mandate, also Zahlen bei Wahlen. Klingt nach dröger Mathematik, ist es für die meisten Menschen auch – außer für FDP-Chef Stefan Birkner:

Dieser Plan wird auf unseren entschiedenen Widerstand stoßen.

Foto: GettyImages/no-limit_picture

Neugierig geworden, was die FDP so in sommerliche Erregung bringt? Klaus Wallbaum hat sich die Mühe gemacht und erklärt, was es mit dem geplanten Wechsel von Hare/Niemeyer zu d’Hondt auf sich hat. Wenn Sie bereits wissen, was sich hinter dem Quotenverfahren mit Restausgleich nach größten Bruchteilen und dem Divisorverfahren mit Abrundung verbirgt, brauchen Sie den Artikel natürlich nicht lesen.

Wissen Sie, was der Ex-Linken-Politiker Oskar Lafontaine mal über Wahlen und Zahlen gesagt hat?

Ich wünsche mir, die Bundesregierung hätte die Moral einer Telefonzelle. In der zahlt man nämlich zuerst und wählt dann. Bei der Bundesregierung muss man immer zuerst wählen und dann zahlen.

Ich wünsche uns allen viel Spaß beim Spiel Ukraine gegen Nordmazedonien

Bruno Brauer

Bruno Brauer
AutorBruno Brauer

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