Der Ehemann kehrte strahlend aus dem Supermarkt zurück. Erster Urlaubsabend in der Ferienwohnung. Benötigt wurde etwas Unkompliziertes zum Abendessen. Großer Auftritt für eine längliche, gelbe Schachtel: Mirácoli. Das Multitool des altgedienten Jugendgruppenleiters. Mindestens eine Generation von hungrigen Teenagern muss damit gegen Ende des 20. Jahrhunderts satt geworden, motiviert und bei Bedarf aufgemuntert worden sein. Mein Mann riss die Schachtel auf und war in seinem Element.
Aber nicht nur Jugendgruppenleiter, sondern wahrscheinlich ganz Deutschland erfuhr aus der gelben Schachtel, wie man Spaghetti mit Tomatensoße kocht. Ich persönlich bin nicht Mirácoli-sozialisiert, sondern lernte das Prinzip erst als Studentin in der WG-Küche: Tomatenmark, Gemüsebrühe-Pulver, ein kleiner Schluck Öl, ein großer Schluck Wasser, fertig ist die Soße. Und obendrauf, wie die Fernsehwerbung nicht müde wurde zu betonen: „Parmesello!“ Viele Jahre lang glaubte ich, das sei das italienische Wort für Reibekäse.

Um so entsetzter waren mein Mann und ich, als diese wichtige Zutat in der Schachtel fehlte. Eine schnelle Internet-Recherche ergab, dass das Tütchen Parmesello schon seit 2019 nicht mehr Bestandteil der Packung ist – angeblich, damit jeder selbst entscheiden könne, ob er das Topping möchte oder nicht. Hm, wenn die Nudeln fertig sind, treffe ich keine mutigen Entscheidungen mehr. Es muss auch ohne gehen. Und wenn ich darüber nachdenke, war es vielleicht wirklich eine mutige Entscheidung, eine Art Käse zu essen, die monatelang außerhalb der Kühlung überleben konnte. Inzwischen gibt es in niedersächsischen Küchen natürlich ausgefeiltere Toppings wie Kampot-Crunch oder Gremolata. Aber seien wir ehrlich – steckt nicht in allen ein Körnchen Parmesello?
Jetzt verrate ich Ihnen erstmal, was im heutigen Rundblick steckt:
Ich wünsche Ihnen einen Donnerstag mit mutigen Entscheidungen und guten Erinnerungen!
Ihre Anne Beelte-Altwig