Ralf Meister, evangelischer Landesbischof von Hannover, hat in seiner Ansprache während des Neujahrsempfangs im Kloster Loccum am Sonnabend das Bild der Sintflut und der Arche Noah bemüht – passend zum aktuellen Hochwasser in Niedersachsen. Meister sagte, diese Geschichte zeige die Begrenztheit der menschlichen Macht angesichts der Naturgewalten. Der Mensch könne die Flut nicht bändigen, habe aber den Auftrag, die Schöpfung und den Frieden zu bewahren. Meister richtete einen Appell an alle Bürger, diese Aufgabe der Sicherung anzunehmen und sie nicht – wie bei der Lebensmittelversorgung – an eine Gruppe wie die Landwirte zu delegieren.

Kurz vor dem Neujahrsempfang waren Landwirte mit Traktoren vor dem Kloster vorgefahren und hatten gegen die Politik der Bundesregierung protestiert. Eine Abordnung von ihnen sprach dann mit Ministerpräsident Stephan Weil, Agrarministerin Miriam Staudte und Alt-Bundespräsident Christian Wulff.

Weil richtete in seiner Rede beim Neujahrsempfang eine Aufforderung an alle Gruppen, die mit der aktuellen Politik unzufrieden sind: „Wir dürfen nicht zulassen, dass die Sitten in unserem Land verwildern." Er bezog sich auf Proteste von Bauern am 4. Januar in Schleswig-Holstein, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck bei der Rückkehr von seinem Urlaub bedrängt hatten. Der Ministerpräsident äußerte aber auch Verständnis für die Bauernproteste: Viele Landwirte fühlten sich verunsichert und vermissten eine verlässliche Perspektive für ihren Berufsstand. Der Ministerpräsident nutzte seine Ansprache für ein Plädoyer, bei einer Grundgesetzänderung zur Schuldenbremse weitere Ausnahmen für das staatliche Neuverschuldungsverbot vorzusehen – für „Klimaschutz, Bildung und Wohnen“.