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Auch der niedersächsische Landesjugendring (LJR) mahnt eine intensivere Beteiligung von Jugendlichen an politischen Entscheidungsprozessen an. „Die Einschätzung, dass es in den letzten Monaten kaum Partizipationsmöglichkeiten für junge Menschen gab, teilen wir“, erklärt LJR-Geschäftsführer Björn Bertram auf Anfrage des Politikjournals Rundblick. In direktem Bezug auf die Corona-Pandemie vertritt der LJR die Ansicht, dass es sinnvoll wäre, junge Menschen etwa vor der Einführung von neuen Schutzkonzepten und Umgangsregeln zu fragen. „Nach unserer Wahrnehmung haben aber beispielsweise Schulen in der Regel nicht die Schülervertretungen in die Entwicklung der Hygienekonzepte einbezogen, auch Kommunen haben die Nutzer bei der Öffnung von Spielplätzen oder bei der Öffnung von öffentlichen Einrichtungen nicht einbezogen.“ Dabei könnte über mehr Partizipation auch die Akzeptanz für die Verhaltenskonzepte gesteigert werden, ist man beim LJR überzeugt und ging deshalb mit gutem Beispiel voran: „Wir haben in unseren Empfehlungen für Hygienekonzepte in der Jugendarbeit ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, die konkreten Regelungen für die Jugendgruppen, Freizeiten und so weiter mit den Jugendlichen zu diskutieren und als Teil der gesetzlichen Regelungen auszugestalten“, erklärt der LJR-Geschäftsführer. Teilweise habe das sogar dazu geführt, dass die Möglichkeiten der Corona-Verordnung gar nicht ausgereizt worden seien. Manche Gruppen hätten von sich aus die Teilnehmerzahl enger begrenzt. „Festzustellen ist, dass dies alles zu einem sehr verantwortungsbewussten Umgang geführt hat und uns aus den Sommermaßnahmen nicht ein Fall bekannt ist, dass sich Teilnehmende von Ferien-Aktionen bei der Maßnahme infiziert hätten.“
Perspektive auf Kommunalwahlen bereitet Sorgen
Die Sorge des LJR richtet sich jedoch auch in die Zukunft. Der Verband stellt fest, dass derzeit nach wie vor deutlich weniger Möglichkeiten zur Partizipation bestünden, die Beteiligung junger Menschen an politischen Entscheidungen habe im Sommer längst nicht wieder das „Vor-Corona-Niveau“ erreicht. Bereits geplante Beteiligungsprojekte mussten aufgrund der Corona-Verordnung abgesagt werden. Derzeit planen Jugendverbände und -gruppen sehr viel seltener öffentliche Veranstaltungen, bei denen in der Vergangenheit auch häufig Politiker geladen worden waren. Es fehle derzeit meist der Begegnungsraum zwischen Politik, Verwaltung und jungen Menschen, bemängelt LJR-Geschäftsführer Bertram.