Umweltministerium: Besenderter Grauwolf könnte der Leitrüde des Rudels sein
Melvin Marius Raabe aus dem niedersächsischen Umweltministerium hält es für möglich, dass es sich bei dem Grauwolf, der Ende Februar mit einem Sender ausgestattet wurde, um den Leitrüden des Rudels handelt. Der Verdacht basiere auf dem Fund eines toten Welpen, der ein Nachkomme des Wolfes war.
„Sollte der Rüde tatsächlich das Leittier sein, würde uns das viele weitere Erkenntnisse liefern wie etwa das Verhalten bei der Welpenaufzucht“, erläuterte der Artenschutz-Experte am Montag im Umweltausschuss des Landtags. Durch die Besenderung erhoffen sich die Wolfsforscher unter anderem Erkenntnisse darüber, welche Bestandteile seines Territoriums ein Wolf in Niedersachsen tatsächlich nutzt und inwiefern die Tiere menschliche Infrastruktur beanspruchen. Laut Raabe war das Tier in der Nacht auf den 21. Februar in eine sogenannte Soft-Catch-Falle getappt und wurde dann aus der Ferne mit einem Narkosepfeil betäubt.
„Der Sender hat bereits mehrere hundert Positionen gesendet.“
Bei einer Soft-Catch-Falle handelt es sich um ein mit Polsterbügeln ausgestattetes Teller-Eisen, das Wölfe festhält, ohne sie zu verletzten. Weil das Tier mit 40 Kilogramm deutlich schwerer war als angenommen, habe man dem Rüden noch eine zusätzliche Portion Betäubungsmittel verabreichen müssen. Dem Wolf hat diese Behandlung aber offenbar nicht geschadet. Der Rüde sei nicht nur bei der Untersuchung in einer „exzellenten Verfassung“ gewesen. „Der Sender hat bereits mehrere hundert Positionen gesendet und die Meldeintervalle werden wir jetzt noch weiter runterschrauben“, sagte Raabe. Er kündigte auch an, dass in dieser Woche den letzten Fangversuch für die Besenderung eines Wolfes in Niedersachsen im aktuellen Fangzeitraum geben wird.
Das Einfangen der Raubtiere sei grundsätzlich nur von Dezember bis Ende März sowie von Mitte Juli bis Ende August erlaubt. „Wir dürfen insgesamt 25 Wolfsindividuen besendern“, sagte Raabe. Die Genehmigung für die Ausstattung mit Satellitensendern, die aus einem großen Halsband und einem schwarzen Kasten bestehen, läuft noch bis Ende 2026. Der AfD-Landtagsabgeordnete Alfred Dannenberg zweifelt dagegen daran, dass tatsächlich ein Leitwolf besendert wurde, da diese Tiere als besonders klug gelten. „Die Vermutung liegt nahe, dass Sie einen von den dummen Wölfen gefangen haben“, sagte Dannenberg. „Manche haben einfach nur mehr Pech als andere“, erwiderte Raabe.
Dieser Artikel erschien am 14.03.2023 in der Ausgabe #047.
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