Der Klimawandel wird sich nach Überzeugung von Umweltminister Christian Meyer (Grüne) auch auf das Angebot von Trinkwasser in Niedersachsen auswirken. Die Verfügbarkeit von Grundwasser und Trinkwasser aus Talsperren werde abnehmen – der Wunsch der Landwirtschaft aber, die Felder in bestimmten Gegenden zu beregnen, werde wachsen. Das liege an der Zunahme von heißen und trockenen Sommern.

Der Trend der vergangenen 40 Jahre zeige für Niedersachsen einen kontinuierlichen Anstieg der Temperaturen im Sommer und der Dürre-Phasen, seit 2018 sei diese Entwicklung besonders auffällig, erklärt Lena Hübsch vom „Niedersächsischen Kompetenzzentrum für Klimawandel“. Besonders von der Dürre betroffen sind die nördliche Region Hannover, die Kreise Celle und Heidekreis, sowie die Gegend um Lüneburg und um das Wendland. „Ich hätte früher nie gedacht, dass wir uns auch in Niedersachsen Gedanken um das Wassermanagement machen müssen. Aber inzwischen ist es so“, sagte Minister Meyer vor Journalisten.
Nach Darstellung des Umweltministeriums liegt der Grundwasserverbrauch in Niedersachsen derzeit bei rund 1,4 Milliarden Kubikmetern im Jahr. Die Haushalte nutzen mehr als die Hälfte davon, die Industrie rund 20 Prozent und für die Beregnung der Felder, die vor allem auf sandigen Böden nötig ist, werden ebenfalls rund 20 Prozent benötigt. Die Landwirte zahlen für die Bewässerung recht niedrige Teile. Der Anteil dieses Bereichs liegt bei 254 Millionen Kubikmetern im Jahr. Die Prognose sieht bis 2050 eine Verdoppelung der Feldberegnung auf rund 600 Millionen Kubikmeter vor. Der Minister meint, man müsse diesen Trend begrenzen, um die Wasservorräte zu schonen. Zum Wassermanagement gehörten mehrere Schritte:
Wasserpreise erhöhen
Die Wasserentnahmegebühr soll laut Meyer steigen. Er meine aber, die Verbraucher möglichst zu schonen. Ein Problem sei, dass bei den Verbrauchspreisen weder die Art der Nutzung, noch die Nutzung zu bestimmten Zeiten geregelt wird. Denkbar sei langfristig auch, einem Vier-Personen-Haushalt eine bestimmte Menge zuzuschreiben mit der Regel, bei Mehrverbrauch einen höheren Preis zahlen zu müssen.
Feldberegnung einschränken
Schon jetzt verhängen einige Landkreise Auflagen, etwa das Verbot von Feldberegnung zur Mittagszeit (weil das Wasser dann schnell verdunstet). Mit Richtlinien will das Land den Kreisen als unteren Wasserbehörden vorgeben, wie Beschränkungen einheitlich festgelegt werden können. Methoden einer gezielten Bewässerung der Pflanzen sollten verbessert werden. „Es kann sein, dass der Anbau von Tomaten oder Erdbeeren, die besonders viel Wasser benötigen, in bestimmten Gegenden untersagt wird“, sagt der Minister.

Talsperren und Leitungen bauen
Meyer plädiert dafür, den Bau von Zisternen, Poldern und Rückhaltebecken zu fördern. „Alles was hilft, Regenwasser zu sammeln, ist gut.“ Schon jetzt stünden jährlich zehn Millionen Euro zur Unterstützung solcher Vorhaben bereit. Er sei auch für den Bau neuer Talsperren. Man könne ebenfalls schauen, ob Wasserleitungen von regenreichen Gebieten (Ostfriesland) in trockenere Gegenden (Lüneburg) sinnvoll sind. Es sei nicht richtig, Regenwasser in Ostfriesland ins Meer abzuleiten.
Wasserentnahmen begrenzen
Es könne nicht sein, dass Firmen wie Coca Cola sich auf alte Wasserrechte berufen und günstig Wasser aus der Lüneburger Heide fördern, das sie dann als teures Mineralwasser verkaufen. Die Rechte von Behörden, verbriefte Wasser-Entnahmerechte zu beschränken, sollten verbessert werden. In Diepholz habe jüngst der Landkreis im Streit mit den Harzwasserwerken, deren Schöpfrechte gedrosselt werden sollten, vor Gericht verloren.

Waldbesitzer fördern
Meyer weist darauf hin, dass Moore und Wälder für die Grundwasserbildung elementar wichtig seien. Eichenwälder trügen doppelt so viel dazu bei wie Fichten- und Douglasien-Wälder. Der Minister befürwortet Pläne, die privaten Waldbesitzer bei den Beiträgen für die Wasser- und Bodenverbände zu begünstigen gegenüber anderen Mitgliedern dieser Verbände, also den Landwirten. Ein solcher Schritt müsse gesetzlich geschehen, da die Waldbesitzer in den Verbandsversammlungen meistens in der Minderheit seien.
Sorge um die Weser
Kali und Salz leitet in Hessen salzhaltige Abwässer in die Werra ein, die dann in die Weser führt. Zuständig für die Genehmigung ist das Regierungspräsidium Kassel. Meyer sagt: „Bei Hitze und Regenmangel erhöht sich in der Weser der Salzgehalt – und ich mache mir große Sorgen, dass dann ein Fischsterben wie jüngst in der Oder die Folge sein kann.“ Die Einleitung der Abwässer in die Werra müsse noch einmal überprüft werden.