Gut zwei Stunden nachdem in Deutschland am diesjährigen Warntag der Katastrophenfall geprobt wurde, spazierten viele Kilometer über unseren Köpfen die ersten Raumfahrer einer privaten Firma durchs All. Tech-Milliardär Elon Musk erobert den Weltraum und das technisch Fortschrittlichste, was die Bundesrepublik Deutschland zur selben Zeit hinbekommt, sind plärrende Smartphones und – falls das nicht klappt – schrillende Sirenen auf den Dächern der Stadt.

Völlig losgelöst von der Erde klappt’s auch mit der Zuversicht. | Grafik: Denis Novikov via Getty Images

Angesichts dieser Gleichzeitigkeit kann man schon ins Grübeln kommen, wie es um den Zustand unseres Landes bestellt ist. Und überhaupt: Man blickt sich um uns sieht marode Firmen, marode Schulen, marode Brücken, marode Schienen, marode Sicherheit. Wenn alles bergab zu gehen scheint, wie kann da der Blick in die Zukunft von Zuversicht geprägt sein?

Zuversicht lässt sich trainieren, habe ich vor ein paar Tagen in einer überregionalen Wochenzeitung gelesen. Die Evangelische Akademie Tutzing bietet dafür sogar Kurse an, bei denen man den „Utopie-Muskel“ trainieren lernt. Das Ergebnis soll nicht nur gut sein für den Einzelnen, sondern auch für die Zukunft der Demokratie. Denn nur, wer noch an eine bessere Zukunft glaubt, setzt sich dafür auch ein.

Meinen eigenen Utopie-Muskel habe ich kurz nach der Lektüre des Zeitungsartikels ganz beiläufig trainiert. Aus ausgesprochener Bequemlichkeit habe ich erstmals einen Teledoktor bemüht, der sich ein kleines Leiden ansehen sollte. Die Diagnose kam wenige Stunden später – tags darauf besorgte ich in der Apotheke, was ich brauchte.

Die Apothekerin war bass erstaunt, als ich ihr die Anweisungen der Fachärztin zeigte. „Darf ich das mal meiner Kollegin zeigen“, sagte sie und berichtete mir, sie selbst hätte erst vor kurzem drei Monate auf einen Arzttermin gewartet und musste dann noch länger als eine Stunde im Wartezimmer ausharren. „Das ist die Zukunft“, sagte sie ehrfürchtig, als sie mir mein Smartphone zurückgab.

Ein kleiner Schritt für Elon Musk, aber ein großer für das deutsche Gesundheitssystem. Das Ereignis zeigte mir jedenfalls: Irgendwann klappt das mit der Digitalisierung! Und mein Smartphone kann eben doch viel mehr, als nur Alarm zu schlagen.

Im Rundblick haben wir heute diese Themen für Sie

  • Verfassung: SPD und Grüne möchten den Europa-Bezug in der Landesverfassung stärker betonen, die CDU erkennt in dem konkreten Vorschlag aber keinen Mehrwert.
  • Metall-Tarife: Obwohl Volkswagen mit Massenentlassungen und Standortschließungen droht, hält die IG Metall an ihrer Forderung nach einer Entgelterhöhung von sieben Prozent fest.
  • Tag der offenen Tür: Erwartet uns eine durchweg ausgelassene Stimmung, wenn Landtagspräsidentin Hanna Naber am Sonnabend die Türen des Parlaments weit öffnet?

Trainieren Sie Ihren Utopie-Muskel und träumen Sie sich in eine gute Zukunft!
Ihr Niklas Kleinwächter