Das Pferd gilt bislang als das beste Hilfsmittel, um eine Begegnung mit der Europäischen Schwarzen Witwe unbeschadet zu überstehen. Falls man die kleine Spinne rechtzeitig bemerkt, kann man sich einfach aufs Pferd setzen und davonreiten. Und sollte man aus Unachtsamkeit bereits von der Schwarzen Witwe gebissen worden sein, rettet einem ein Antiserum aus Pferdeproteinen das Leben.

Bei der Technischen Universität (TU) Braunschweig hat man jetzt aber keine Lust mehr auf Pferdeäpfel im Labor. Außerdem ist Prof. Stefan Dübel, Leiter der Abteilung Biotechnologie, nicht so richtig von den pferdebasierten Gegengiften gegen das Nervengift Alpha-Latroxin überzeugt. „Diese Pferdeseren haben den Nachteil, dass sie zu ernsthaften Nebenwirken (Serumkrankheit) führen können“, heißt es in einer Pressemitteilung seines Instituts.

Was nun? Die Biotechnologen könnten doch einfach ein Killervirus gegen die Schwarze Witwe entwickeln, meinen Spinnenphobiker. Die Tierfreunde um Prof. Dübel haben jedoch einen anderen Ansatz gewählt: Sie forschen nach einem Weg, um das Gegengift gegen den gefährlichen Spinnenbiss künftig mithilfe von menschlichen Zellen aus dem Labor herzustellen – und haben dabei offenbar einen Durchbruch erzielt.


„In einem Forschungsprojekt wurden mittels Antikörper-Phagen-Display, einer Methode zur Selektion von Antikörpern im Reagenzglas, menschliche rekombinante Antikörper generiert“, berichtet die TU Braunschweig. Was das genau bedeutet, kann ich Ihnen auch nicht sagen. Klar ist jedoch: Das Pferd wird durch moderne Technologie schrittweise überflüssig. Und viele Rösser, die sich mit Blutspenden für die Wissenschaft etwas Geld dazuverdienen, machen jetzt ein langes Gesicht.

Bei der Herstellung von Antiseren gegen Spinnengift wird Pferdeblut eingesetzt. Viele Rösser müssen deswegen zur Blutspende. | Bild: mit KI generiert

Mehr Finanzthemen finden Sie heute im Rundblick. Dort dreht sich in der aktuellen Ausgabe alles um den schnöden Mammon und die hohe Kunst der Zahlen:

Haushalt 2025: Die Landesregierung hat sich in Hannover getroffen, um über den Haushaltsplan für das kommende Jahr zu beraten. Einige Entscheidungen zeichnen sich bereits ab.
Digitale Unis: 100 Millionen Euro sollen die Digitalisierung der Hochschulen in Niedersachsen ankurbeln.
Zählfehler: Dass Wahlhelfer sich bei der Stimmenauszählung verrechnen, kommt nicht selten vor. Vor 50 Jahren gab es dazu in Niedersachsen eine interessante Fallstudie, wie Sie im zweiten Teil unserer Serie zur Landtagswahl 1974 erfahren.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link