Jetzt aber schnell raus aus dem Forum des Landtages und den Rest des Abends genießen. Über der Leine stand die Sonne tief. Auf der Brücke ist immer eine Menge los. Diesmal trommelte jemand – und sogar ziemlich gut. Über allem hing eine Wolke von Gras. Zu Hause auf dem Balkon angekommen: Wieder eine Wolke von Gras, die vom Nachbarn herüberwehte. Eine sommerliche Idylle, wie es sich die Fans der Cannabis-Legalisierung wahrscheinlich immer vorgestellt haben.
 
Im Forum hatten sich die Grünen noch einmal gefeiert für ihren Erfolg, hatten Siege und Niederlagen auf dem Weg zum Cannabis-Gesetz Revue passieren lassen. Noch einmal wurde deutlich, wie emotional das Thema für sie ist. Drei Anliegen, sagte der agrarpolitische Sprecher Pascal Leddin, haben ihn bewogen, bei den Grünen einzutreten: Cannabis, Ehe für alle und Klimaschutz. Zwei Ziele davon sind schon erreicht – und Erfolge braucht die grüne Seele ja auch gerade dringend.

Diskutieren über die Cannabis-Legalisierung (von links): Pascal Leddin, Evrim Camuz und Kirsten Kappert-Gonther. | Foto: Beelte-Altwig


Es hatten sich viele Gäste eingefunden, die man sonst eher selten im Parlament antrifft. Den jungen Grünen neben mir freut es: „Endlich haben wir mal ein volkstümliches Thema“, kommentiert er. Die Diskussion verläuft dann aber erstaunlich wenig euphorisch und sehr businessmäßig: Wer darf im Gewächshaus arbeiten? Zu welchen Jugendeinrichtungen muss der Mindestabstand eingehalten werden? Wie gelangen die Proben ins Labor? Und wie häufig, wenn es ums Geschäftliche geht, und wie nicht so häufig bei grünen Anliegen saßen sehr viele Männer in den Reihen. Vielleicht ist Cannabis wirklich ein Thema, das die Grünen neuen Zielgruppen näherbringt.

Canna Bites statt Gummibärchen: Cannabis ist auf dem Weg, Folklore zu werden. | Foto: World of Sweets

Apropos neue Zielgruppen: In Kanada, wo Kiffen seit fünf Jahren legal ist, sagt die Statistik, dass der Konsum nur in einer Gruppe zugenommen hat, nämlich bei Männern zwischen 40 und 60. Mutmaßlich sind sie vom Alkohol umgestiegen, was die Welt tatsächlich ein bisschen friedlicher machen könnte. Gegen Alkohol und die Milieus, in denen er zur Folklore gehört, gab es an dem Abend immer wieder Seitenhiebe. Aber soweit ich sehe, hat noch niemand eine brauchbare Idee, wie man die Fehler aus Jahrhunderten mit Alkohol vermeiden will. In dessen Konsum wuchsen Jugendliche bisher selbstverständlich hinein. Wenn Sie Ideen haben, was bei Cannabis anders laufen könnte, lassen Sie sie uns gerne wissen. Zu den minderjährigen Gewalttätern jedenfalls, von denen der Präventionsexperte Dennis Sögding berichtete, hat sich noch gar nicht herumgesprochen, dass die Legalisierung gar nicht für sie gilt – geschweige denn, dass sie genau diejenigen sind, die es besonders zu schützen gilt.
 
Außerdem haben wir heute für Sie:
 
·      Warum startet die Staatskanzlei kein Disziplinarverfahren gegen Jörg Mielke (obwohl sie es eigentlich müsste)?
·      Wie könnte aus ausgemusterten Schiffen ein neues Geschäftsfeld für niedersächsische Unternehmen werden?
·      Warum hat Innen-Staatssekretär Stephan Manke keine Strafverfolgung zu befürchten?
·      Und warum kommen zwei Greenpeace-Aktivisten mit einer Geldbuße davon?

Kommen Sie entspannt durch den Donnerstag!
Ihre Anne Beelte-Altwig