Der Unterausschuss „Medien“ trifft sich heute im niedersächsischen Landtag, um unter anderem seinen Besuch auf der Computer- und Videospielmesse Gamescom im August vorzubereiten. Für die Abgeordneten wird das keine leichte Aufgabe, denn neben einem gemeinsamen Termin gilt es schließlich auch das jeweilige Cosplay aufeinander abzustimmen, das bei der Gamescom ebenso dazugehört wie das Lütje-Lage-Trinken auf dem hannoverschen Schützenfest.
Für alle, die vor der Erfindung des Atari 2600 aufgewachsen sind, sei an dieser Stelle erklärt: Cosplay, das ist Fasching für Nerds – mit mindestens ebenso viel nackter Haut, aber ohne Bonbonwerfen. Cosplayer verkleiden sich aber nicht etwa als Cowboy, Bauarbeiter, Polizist oder Indianerhäuptling (das sind die Village People), sondern als in Deutschland völlig unbekannte Comicfigur, als absolut irrelevanter Nebencharakter einer Special-Interest-Sendung oder als Videospielcharakter mit möglichst lächerlicher Frisur.
Neben dem Verkleiden geht es auf der Gamescom ganz nebenbei auch um Games. Wie das Videospieljournal Rundblick erfahren hat, wird das Entwicklerstudio Giants Software zum Beispiel den neuesten Teil aus der Serie "Landwirtschafts-Simulator" präsentieren. Anstatt um die Bewirtschaftung von Feldern geht es diesmal darum, dass der Spieler mit seiner Landmaschine möglichst effektiv den Straßenverkehr blockiert. Die Traktoren müssen nicht mehr nur betankt, sondern auch mit Protestschildern gegen die Ampelregierung versehen werden. Für besonders alberne Reime erhalten die Spieler Bonuspunkte.
Neu ist auch der "Angriff auf die Pressefreiheit"-Modus. Im Online-Wettkampf mit anderen Mitspielern geht es darum, wer den meisten Mist vorm NDR-Landesfunkhaus auskippt oder wer die Auslieferung der meisten Tageszeitungen verhindern kann. Eine versteckte Funktion (Easter Egg) haben die Entwickler auch schon verraten: Wer sich mit anderen Spielern zusammentut, um mit einem Traktorkorso vor Privathäusern von Politikern zu protestieren, kann den begehrten Dorfdepp-Avatar freischalten.
„Protest darf provokant sein, das muss die Demokratie aushalten. Es kommt aber darauf an, dass man Menschen und Gruppen nicht einschüchtert, unter Druck setzt oder ihnen Angst macht", lautet die dazugehörige Spielekritik von Steffen Krach, die Sie heute im Rundblick lesen können. Der Regionspräsident von Hannover rügt vor allem die Nicht-Spieler-Charaktere (NSCs) der "Letzten Generation", die im Februar 2023 eine Sitzung der Regionsversammlung gestört haben.
Außerdem gratulieren wir in der heutigen Ausgabe dem ehemaligen Landtagspräsidenten Jürgen Gansäuer, der am 19. Februar auf Level 80 aufsteigt. Der frühere Chef der CDU-Fraktion erinnert sich an seine Zeit im Landtag und gibt persönliche Einblicke in die Demenz-Erkrankung seiner Frau Christina. „Pflegende Angehörige müssen lernen, mit Tränen in den Augen zu lächeln. Das ist schwer, ja sogar sehr schwer und gelingt nicht immer", sagt Gansäuer.
Und Sie erfahren endlich, wer die Wahl zum "Niedersachse des Jahres 2023" gewonnen hat. Spoiler-Alarm: Der Gewinner hat die Energiewende schon halb durchgespielt und in der Abstimmung einen bemerkenswerten Highscore aufgestellt. Streckenweise sah es beim Voting sogar nach einem Alleingang aus, bis Player 2 das Spiel betrat und sich mit dem Champion ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte. Gestern haben wir den Sieger dann ganz offiziell mit der Rundblick-Krone ausgezeichnet. Der Kopfschmuck allein ist zwar fürs Cosplay zu wenig, gibt aber +5 auf Charisma.
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihr Endgegner
Christian Wilhelm Link
