Normalerweise beginnt gut einhundert Tage vor einer Wahl für die Wahlkämpfer die heiße Phase. Bis dahin kann man für gewöhnlich noch ziemlich gemütlich im Hintergrund Kampagnen vorbereiten, Locations anmieten, Termine der Kandidaten koordinieren und über die Sprüche auf den Plakaten diskutieren.

Einhundert Tage vor einer Wahl wacht dann das Wahlvolk so langsam auf. Allmählich nimmt man die Bewerber wahr, sortiert die Sympathien, bewertet Programm und Personal, liest vielleicht schon die ersten Wahlprüfsteine, lässt erste Werbespots auf sich wirken, blättert durch Programmflyer oder spricht mit der Peergroup über deren Präferenzen.

Doch diesmal ist nun alles anders. Rechnet man vom 23. Februar 2025 ausgehend zurück, stellt man fest: Einhundert Tage ist jetzt. An diesem Freitag. Deshalb sage ich: Willkommen in der heißen Wahlkampf-Phase!

Vorweihnachtliche Wahlarithmetik: Wenn der Bundestag gewählt wurde, liegt Weihnachten schon wieder 60 Tage zurück. | Foto: Midnight Studio via Getty Images

Aber ein Problem gibt’s dann doch. Es gibt noch gar nicht alle Kandidaten, auf keinen Fall Listen (wir berichteten) und für die Plakate fehlen in der Regel noch Fotos und Design-Richtlinien der Agenturen. An dieser Stelle vielleicht ein Hinweis für Politiknerds: So rund um den 12. Januar dürften die ersten Laternen wieder ihr Wahlkampf-Gewand angezogen haben. Wir kringeln uns das schon mal im Kalender ein.

Für die Regierung heißt es zum Jahresende derweil: Stille Nacht. Wird es in diesem Jahr aber eine Weihnachtsruhe geben, wie Angela Merkel sie in der Corona-Zeit mehrfach ausgerufen hatte? Für alle, die sich in der feierlichen Zeit zwischen den Wahlkampfauftritten in ruhigere politische Phasen dieser Republik zurückträumen möchten, könnte vielleicht die neue Merkel-Biografie unterm Baum eine gute Idee sein. (Friendly Reminder: In 40 Tagen ist Weihnachten.)

Der O-Tannenbaum zeichnet sich bekanntlich dadurch aus, dass er immer grünt. Doch jenseits der Weihnachtsmärkte sieht’s draußen gerade eher so aus, als hätte Michael wieder den Farbfilm vergessen. Die Hoffnung auf den Frühling hält uns jetzt am Leben. Zu beobachten ist diese Zuversicht in einer besonderen Variante bei der CDU, die uns wissen lässt: Nach Februar kommt Merz. Alaa Alhamwi, Landeschef der niedersächsischen Grünen, besteht derweil auf dem Ä sowie der Aussicht, dass es im Frühjahr „endlich wieder grün“ wird.

Es grünt so grün: Die „Klickmühle 2.0“ nimmt Gestalt an. | Foto: Kleinwächter

Im politischen Epizentrum Niedersachsens setzt sich diese Farbe unterdessen bereits jetzt zaghaft durch. Auf dem Weg in den Landtag konnte ich am Donnerstag beobachten, wie der alten „Klickmühle“ neuer Lack aufgetragen wurde. „Klickmühle 2.0“ ist nicht mehr blau, sondern grün – ob das ein Statement der neuen Betreiber der im politischen Hannover viel frequentierten Eckkneipe ist?

Diese Frage beantworten wir im heutigen Rundblick nicht. Stattdessen gibt es dort diese Themen:

  • Ballnus: Celler Generalstaatsanwältin hält eine wortgewaltige Rede zu ihrer Amtseinführung
  • Hochwasser: Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer fordert Klimapakt und erhöht Investitionen
  • Kommunalbericht: Landesrechnungshof fordert Kommunen auf, Schulden zu managen statt bloß zu verwalten

Wir zählen die Tage. Heute ist Freitag. Kommen Sie gut ins Wochenende!
Ihr Niklas Kleinwächter