Der Buß- und Bettag, den manche an diesem Mittwoch „feiern“, wirkt nicht nur wegen seines eigentümlichen Namens sonderbar aus der Zeit gefallen. Dabei ist dieser Feiertag, der früher ja einmal ein gesetzlicher gewesen ist, mit seiner Geschichte geradezu ein Lehrstück für politischen Kuhhandel, der doch unsere aktuelle Zeit bestimmt wie kaum was anderes. Schließlich ist der Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag nur deshalb kein freier Tag mehr, weil er vor 30 Jahren zugunsten der Pflegeversicherung in ganz Deutschland abgeschafft worden ist – außer in Sachsen.

Aus der Zeit gefallen ist der Buß- und Bettag wohl auch deshalb, weil seine eigentliche Intention in der Gesellschaft im Allgemeinen und in der Politik im Besonderen nicht mehr besonders beliebt ist. Eigentlich sollte man so kurz vorm Ende des Kirchenjahres noch einmal zurückblicken auf seine früheren Verfehlungen und nach Wiedergutmachung streben. Doch was interessiert uns unser Geschwätz von gestern?

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Zurückblicken will man in der Politik nämlich nicht so gern. Dass SPD, Grüne und FDP bis vor kurzem noch drei Jahre lang gemeinsam die Geschicke dieser Republik bestimmt haben, will nun keiner der Beteiligten mehr wissen. Wieso ist denn die Bürokratie nicht längst abgebaut? Wieso sind Schienen und Brücken noch immer marode? Warum ist die Truppe noch nicht kriegstüchtig? Auch die CDU tut gut daran, bei diesen Fragen eine gewisse Vorsicht walten zu lassen, lastet man ihr doch sonst sofort die vorherigen 16 Jahre an.

Was keinen Spaß macht, lässt man lieber bleiben. Und so wird der Buß- und Bettag wohl niemals aus der Versenkung wieder emporkommen, wie es beispielsweise dem Reformationstag gelungen ist – wenn auch mit leichter Kürbis-Note.

Wenn der Blick zurück bloß schlechte Laune macht, blicken wir eben geradeaus nach vorn. Im Rundblick haben wir deshalb heute diese Themen für Sie:

  • K-Frage: In der SPD mehren sich die Zeichen, dass nun doch Pistorius der Kanzlerkandidat werden könnte.
  • PUA-Ende: Der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zur „Büroleiter-Affäre“ geht zu Ende. Was bleibt?
  • Energy: Umwelt- und Energieminister Christian Meyer hat seine eigenen Ideen zur Absenkung der Netzentgelte vorgestellt.

Ich wünsche Ihnen einen Mittwoch, der Zeit zum Innehalten lässt.

Ihr Niklas Kleinwächter