New York, Paris, London und Washington – diese Metropolen und ihre berühmten Wahrzeichen werden in Roland Emmerichs Katastrophenfilm "Independence Day" von 1996 spektakulär in die Luft gejagt. Hannover mit seiner Kröpcke-Uhr hat es dagegen überraschenderweise nicht in den Kinofilm geschafft. Das bedeutet aber nicht, dass die niedersächsische Hauptstadt nicht vielleicht schon längst ins Visier von außerirdischen oder irdischen Invasoren geraten ist. Um auf Nummer sicher zu gehen, startet die Bundeswehr in der kommenden Woche deswegen die Luftwaffen-Übung "Hannover Shield".

Nach der Fan-Randale im Niedersachsen-Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig Anfang des Monats wird es auch höchste Zeit, dass die Nato endlich einschreitet. Pyrotechnik, in Richtung Rasen fliegende Getränkebecher oder von Auswärtsfans geschleuderte Sitzbankreihen werden hoffentlich zukünftig von einer Zweierformation Eurofighter, die über dem Stadion kreist, rechtzeitig abgeschossen. Wenn jedoch Noch-Zweitligist VfL Osnabrück spielt, müssen die Kampfjets am Boden bleiben. Zu groß wäre ansonsten die Gefahr, dass eine radargelenkte Rakete eine aufs Osnabrücker Tor zusteuernde Flanke "aus Versehen" vom Himmel holt. Schließlich handelt es sich bei Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius um einen bekennenden VfL-Fan.
„Mit dieser Übung wird die ,Zeitenwende‘ sichtbar“, sagte Brigadegeneral Frank Gräfe gestern in der Landespressekonferenz über das Luftwaffen-Übungsszenario. Nachdem die Bündnis- und Heimatverteidigung bis zur russischen Invasion in der Ukraine eher in den Hintergrund gerückt war, ist es mittlerweile wieder en vogue über den Abschuss von tieffliegenden Marschflugkörpern über deutschen Großstädten nachzudenken. Die viel größere Zeitenwende schlägt sich aber nicht etwa in der Verteidigungs-, sondern in der Marketingstrategie der Luftwaffe nieder. Nach der Großübung "Air Defender 23", der Verlegeübung "Rapid Viking" kommt mit "Hannover Shield" der dritte Titel-Knüller infolge. Fraglich ist allerdings, ob der Bundeswehr jetzt ein Namensrechtsstreit droht, denn Ähnlichkeiten zur Marvel-Superhelden-Serie "Agents of S.H.I.E.L.D" (Strategische Heimat-Interventions-, Einsatz- und Logistik-Division) sind nicht ganz von der Hand zu weisen.

Weitere Details zu "Hannover Shield", mit denen Sie sicher nicht gerechnet haben, erfahren Sie in der heutigen Rundblick-Ausgabe. Dort können Sie auch die Definition von Antisemitismus nachlesen, auf die sich die rot-grüne Landesregierung verständigt hat. Während die Begriffsbestimmung ziemlich eindeutig ausfällt, könnten die dazugehörigen Erläuterungen noch einigen Gesprächsbedarf auslösen. Den gibt es auf jeden Fall beim Thema Elektrobus-Förderung. Nachdem sich die märchenhafte Kaiserstadt Goslar aufgemacht hatte, um Vorreiter bei der Elektrifizierung des Stadtbusverkehrs zu werden, droht das Projekt nun um Jahre zurückgeworfen zu werden. Da nützt leider auch kein "Goslar Shield", aber ein klares Bekenntnis zur Antriebswende aus Berlin würde laut Stadtbus-Chefin Anne Sagner enorm weiterhelfen.
Jetzt heißt es aber: Abflug! Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link