4. Juni 2025 · 
TagesKolumne

TagesKolumne: Künstlich, aber köstlich

Die meisten fleischfreien Alternativen schmecken tatsächlich wie das, was sie zu ersetzen versuchen – nur eben nach dem dritten Waschen. Egal ob vegane Bratwurst, Soja-Hähnchen oder Kichererbsenschnitzel: Man kaut sich in stiller Verzweiflung durch die sensorische Sahara.

Doch die Rettung naht – natürlich aus Niedersachsen. Genauer gesagt aus Holzminden. Dort sitzt der Duft- und Geschmacksriese Symrise, der sich jetzt anschickt, dem veganen Hähnchen den Kick zu geben, den bislang selbst Paprikaöl und Rauchsalz nicht herbeiführen konnten. Der Titel des aktuellen Symrise-Workshops auf der Weltleitmesse für alternative Proteine, die gerade in Den Haag stattfindet, lautet: „Designing Superior Plant-Based Chicken Taste“. Denken Sie sich jetzt noch ein „Mc“ davor, und Sie haben den nächsten Verkaufsschlager einer bekannten Burgerkette.

Künstliches Fleisch, echter Geschmack: Symrise plant die Genussrevolution. | Foto: Link/mit KI generiert

„Am Stand I6 erleben Besucher hitzestabilen Kochschinken, authentische Geflügel- und Rindfleischprofile sowie cremigen Haferjoghurt, vollmundige Käse- und Milch-Alternativen – entwickelt mit firmeneigener Technologie für optimales Geschmacksprofil sowie authentisches Mundgefühl“, verspricht Symrise. Das nächste große Ding auf dem Markt der pflanzlichen Alternativen sind demnach Hightech-Aromen, die „unerwünschte Noten maskieren, Mundgefühl optimieren und Produktstabilität sichern“.

Ob das alles hält, was die Pressemeldung verspricht, wird sich zeigen – idealerweise beim nächsten Grillfest. Bis dahin lassen Sie uns gemeinsam von veganem Hähnchen träumen, das nicht nach gebratener Dachpappe schmeckt. Und hoffen wir, dass Symrise den Mund nicht zu voll genommen hat. Denn bei den meisten pflanzlichen Ersatzprodukten ist das leider genau das Problem: Man kaut und kaut – und plötzlich hat man doppelt so viel im Mund wie zu Beginn.

Und damit raus aus der Versuchsküche und rein in den politischen Alltag. In der heutigen Rundblick-Ausgabe geht es um folgende Themen:

Rechenstreit mit Lehrerstellen: 2460 neue Lehrer hat das Kultusministerium versprochen – doch je nach Rechenart werden daraus Teilzeitkräfte, Statistiktricks oder Luftnummern. Die Opposition spricht von Etikettenschwindel, das Ministerium von solider Planung.

Die gläsernen Schüler: Mareike Lotte Wulf, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium, erklärt im Podcast die geplante Schüler-ID. Die digitale Lösung klingt vielversprechend, wirft aber neue Fragen nach Datenschutz und Nutzen auf.

Strom liefern, leer ausgehen: Niedersachsen schultert die Energiewende – und schaut beim Geld in die Röhre. EWE-Chef Stefan Dohler fordert endlich faire Spielregeln: Wer das Netz füttert, soll davon auch als Wirtschaftsstandort profitieren. Seine Devise: "Wir sind der Ruhrpott von morgen – nur in sauber."

Bis(s) zur nächsten Ausgabe
Ihr Christian Wilhelm Link

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #103.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

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