Wen das RTL-Publikum in diesem Jahr zur Königin des Dschungels gekürt hat, steht seit diesem Sonntag endlich fest (für alle, die es interessiert: Lilly Becker). Wer heute in 14 Tagen seinen Anspruch auf den Chefsessel im Bundeskanzleramt beanspruchen wird, bleibt unterdessen noch ungewiss. Parallel zum Dschungelcamp-Finale gaben sich Olaf Scholz und Friedrich Merz am Sonntagabend in der ARD und dem ZDF die Ehre. Vom Sieg des jeweiligen Kandidaten überzeugen uns seitdem die Kampagneros von SPD und Union unisono.

Wer wird König des deutschen Polit-Dschungels? | Fotomontage mit Material der SPD, der CDU und Canva

Der inhaltliche Mehrwert derartiger TV-Duelle bleibt allerdings gering. Und auch wenn Robert Habeck und Alice Weidel in den kommenden Tagen noch dazustoßen, bleibt die intellektuell größte Herausforderung wohl die Frage, ob nach dem Duell und dem Triell nun ein Quartett, ein Quartiell oder ein Quadriell folgen müsste.

Je mehr Alphamännchen um ausreichend Sende- und Redezeit buhlen, desto kreischiger wird es für gewöhnlich. Das gilt übrigens für den Bundestagswahlkampf genauso wie für das Dschungelcamp. Eine weitere Lehre, die man aus dem RTL-Format ziehen könnte, ist diese: Je mehr Zeit man mit den Kandidaten verbringt, desto stärker wachsen sie einem ans Herz.

Als passionierter Dschungelcamp-Zuschauer erlebe ich das jedes Jahr aufs Neue: Nach 17 Sendeterminen, die ich leider gar nicht alle wahrnehmen konnte, kenne ich die zunächst vollkommen Fremden nicht nur beim Namen, ihr Leben und Leiden hat sie mir sogar sympathisch werden lassen. Ähnliches habe ich zuvor nur bei einem anderen Unterhaltungs- und Bildungsformat erlebt: Beim ZEIT-Podcast „Alles gesagt?“ hatte ich nach 6 Stunden und 55 Minuten sogar Marius Müller-Westernhagen liebgewonnen.

Die Wahlkampfstrategen im Brandt- und im Adenauer-Haus haben von diesem Effekt offenbar auch schon mal gehört. Scholz und Merz waren nämlich selbst auch zu Gast bei „Alles gesagt?“, dem potenziell unendlichen Podcast. Doch ob die Auftritte des Kanzlers und des Kandidaten auch zu Sympathiehypnose reichen, wage ich zu bezweifeln. Scholz blieb schließlich nur für 3 Stunden und 44 Minuten, Merz hatte sogar noch weniger zu sagen und machte nach 2 Stunden und 18 Minuten schon Schluss. Eine Krone gibt‘s dafür nicht.

Zur Dschungelprüfung schicken Scholz, Merz (und Habeck) dann auch lieber andere Kandidaten. In der gefürchtete Essensprüfung treten an diesem Dienstag an: Philipp Amthor, Elvan Korkmaz-Emre und Jamila Schäfer. Kennen Sie nicht? Dann schalten Sie doch mal ein – beim „Burger Dialog“ von McDonald’s. Es bleibt einem auch nichts erspart in diesem Wahlkampf…

Gehaltvoller wird’s nun im Rundblick. Diese Themen haben wir für Sie:

  • Wahlkreise: Niedersachsens Bundestagswahlkreise müssen nach der Wahl radikal verändert werden
  • Wissenschaft: Niedersachsens Hochschulen bekommen Millionenbeträge, um ihre Profile zu schärfen
  • Interview: Der Philologenverband rät dem Kultusministerium, alle Lehrer einzustellen – auch wenn man die Fächer-Kombi aktuell noch nicht sucht

Aaaaahhhh uohuoh ouh-ouh (das soll der Tarzan-Schrei sein)
Ihr Niklas Kleinwächter