13. Juni 2025 · 
TagesKolumne

TagesKolumne: Eiszeit für Invasoren

Das NLGA ist zurück: Drei Jahre nach der Corona-Impfkampagne fährt das Landesgesundheitsamt jetzt den völlig entgegengesetzten Kurs und empfiehlt den Bürgern, sich diesmal besser nicht piksen zu lassen. Denn in Niedersachsen ist ein neuer Plagegeist gelandet. Klein, gestreift, aggressiv: die Asiatische Tigermücke.

Das Killerinsekt aus Südostasien ist tagaktiv, liebt abgestandenes Wasser – und bringt im schlimmsten Fall Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Viren mit. Wer also beim Sonntagskaffee im Garten gepikst wird, sollte sich nicht nur über den Juckreiz wundern, sondern schnell mal im Impfpass nachschauen, was da eigentlich so alles abgedeckt ist, oder gleich die relevanten Notfallnummern heraussuchen.

Alarmstufe "Zebra" in Niedersachsen: Die Tigermücke versetzt das Land in Angst und Schrecken. Jetzt warnt sogar das Landesgesundheitsamt. | Foto: Link/mit KI generiert

Doch machen Sie sich keine allzu großen Sorgen, denn der Gegenschlag läuft bereits: Das NLGA hat ein "Citizen-Science-Projekt" gestartet. Was friedlich klingt wie eine Variante von "Jugend forscht", ist in Wahrheit ein Aufruf zur Verteidigung des Vaterlandes mit Insektennetz und Einmachglas. "Töten Sie die Mücke ab (zum Beispiel durch Einfrieren) und schicken Sie diese in einem kleinen Gefäß wie einer Streichholzschachtel unter Angabe des Fundorts an das Niedersächsische Landesgesundheitsamt", lautet die offizielle Anweisung auf dem Flyer "Die Tigermücke erkennen und bekämpfen".

Bleibt nur zu hoffen, dass die Mückenjäger zwischen Emsland und Wendland die Anweisung richtig verstehen. Denn die Idee ist, die Tiere im Gefrierschrank zu töten – nicht, sie sanft in den Cryoschlaf zu schicken. Man möchte sich nicht ausmalen, was passiert, wenn in der Poststelle des NLGA plötzlich dutzende totgeglaubte Tigermücken gleichzeitig aufwachen. Was dann folgt, wäre eine Mischung aus "Demolition Man" und "Jurassic Park" – sowie eine eilends einberufene Sondersitzung der Fachabteilung für Parasitologie in Raum 3.112. Auf der Tagesordnung: Warnstufe "Zebra", Vertretungsregelung bei spontanen Krankheitsfällen und die gendergerechte Ansprache invasiver Stechmückenarten.

Legen wir dieses Thema aber vorerst mal auf Eis und wenden uns den weniger flugfähigen, aber nicht minder hartnäckigen Fällen zu. Im heutigen Rundblick berichten wir über folgendes:

Rechnungshof rügt Klinikpolitik: Der Landesrechnungshof kritisiert: Die Datenlage im Gesundheitsministerium ist veraltet, Überkapazitäten in der Krankenhausversorgung bleiben unerkannt. Das Risiko: Kliniken, die keiner mehr braucht, laufen einfach weiter – unentdeckt wie Tigermücken-Nester im Gartenschirmständer.

Leichte Trendwende bei Startups: Niedersachsen wird wieder gründungsfreudiger – besonders in der Fläche. Die Zahl der Startups steigt, das Investorengeld fliegt aber oft in andere Bundesländer. Fazit: Es summt zwar im Land – nur gestochen wird eher woanders.

KI im Amt – aber bitte mit Regeln: Niedersachsens Chef-Datenschützer Denis Lehmkemper mahnt den Landtag, beim KI-Einsatz in Behörden klare Grenzen zu ziehen. Seine Devise: Unabhängig bleiben von Google, Microsoft & Co. Denn wer schon asiatische Insekten für eine Plage hält, war noch nicht im Datenschutzdschungel der US-Tech-Giganten unterwegs.

Kommen Sie gut ins Wochenende – und behalten Sie die Regentonne im Blick.
Ihr Christian Wilhelm Link

Dieser Artikel erschien in Ausgabe #109.
Christian Wilhelm Link
AutorChristian Wilhelm Link

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