Während sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in der wiedereröffneten Kathedrale Notre-Dame mit seinen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj (ausnahmsweise nicht in Tarnfleck) und Donald Trump (ausnahmsweise ohne MAGA-Mütze) für den nächsten Friedensnobelpreis ablichten ließ, blieb Bundeskanzler Olaf Scholz lieber zu Hause und sortierte seine Wahlkampfunterlagen.

Deutschland war dennoch vertreten: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hielt die deutsche Fahne hoch, stand protokollarisch korrekt in der zweiten Reihe und saß später beim Abendessen sogar neben Selenskyj. Steinmeier machte also den Job, für den Scholz ohnehin nicht der Richtige gewesen wäre. Denn ein Kanzler, der zwar in der Kirche klatscht, aber nur auf der B-Gästeliste steht und beim Dreiergipfel nicht dabei sein darf, wirkt nicht gerade wie der große Macher.

Dreiergipfel in Paris mit Wolodymyr Selenskyj (von links), Emmanuel Macron und Donald Trump. Für einen wichtigen vierten Mann war leider kein Platz mehr. | Foto: X/TrumpWarRoom, Canva, Montage: RB

Das bestätigt sogar die Bild-Zeitung. Das Boulevard-Blatt fragte zwar „Wo war eigentlich Scholz?“, stellte ihm aber eine Entschuldigung aus. Grund des Fernbleibens: Macron duldet auf der großen Showbühne keine Konkurrenten neben sich.

Für Scholz war das Fehlen in Notre-Dame wahrscheinlich das kleinere Übel: kein peinliches Protokoll, kein Trump-Smalltalk, keine Augenrollen von Macron. Clever? Vielleicht. Beeindruckend? Sicher nicht. Der Bundeskanzler bleibt ein Meister darin, Lücken zu hinterlassen, die andere dann mit großen Auftritten füllen können.

Verlassen wir aber die europäische Bühne und wenden wir uns Niedersachsen zu. Schließlich haben wir hier selbst ein paar Aufreger-Themen zu bieten, wie die heutige Rundblick-Ausgabe zeigt:

◼ Neuer Ärger in Justiz-Affäre: Im Fall des hannoverschen Staatsanwalt G., der wegen Mafia-Kontakten in Haft sitzt, gibt es nun die nächste Enthülltung. Justizministerin Kathrin Wahlmann (SPD) verlagerte zwar die Ermittlungen nach Osnabrück, ließ aber die zuständige Oberstaatsanwältin weiter im Fall werkeln.


◼ Wirtschaft am Limit: Die Unternehmen stellen dem Standort Niedersachsen die Note „befriedigend“ aus. Das klingt gar nicht so schlecht, ist aber eher der höfliche Ausdruck für „Versetzung gefährdet“. Die IHK schlägt vor, mit weniger Bürokratie, günstigeren Steuern und einem Turbo bei Energie und Infrastruktur den Standort aus dem großen Pause zurückzuholen, bevor die Unternehmen reihenweise die Koffer packen.

Einst Wahrzeichen, jetzt Parkgarage: Hannovers Neue Synagoge steht heute sinnbildlich für das, was man mit Nachdruck verdrängen kann. Immerhin gibt es nun eine Ausstellung im Wissenschaftsministerium, die nicht nur an die ausgelöschte jüdische Geschichte erinnert, sondern auch an die Kunst der Verwaltung, Grausamkeiten in geschmeidiges Beamtendeutsch zu kleiden – eine Tradition, die wiederum nur für sich selbst keiner Ausstellung bedürfte, weil sie immer noch lebhaft gepflegt wird.

Einen guten Start in die Woche wünscht
Ihr Christian Wilhelm Link