Sozialwissenschaftler attestiert der Union desaströsen Umgang mit Rezo-Video
Das Video „Die Zerstörung der CDU“ des youtubers Rezo und die eigene Reaktion darauf beschäftigt die Union auch einen Monat nach der Europawahl intern immer noch. Auf einer Veranstaltung der Jungen Union (JU) Niedersachsen in Barsinghausen sagte der Sozialwissenschaftler Bendix von der Universität Hamburg unter dem Applaus der 60 JU-Mitglieder, das Krisenmanagement der CDU sei nach dem Video einfach desaströs gewesen. Es sei ihm ein Rätsel, wie das trotz einer so stark gewachsenen Struktur einer Institution wie dem Adenauerhaus habe passieren können.
[caption id="attachment_41596" align="alignnone" width="780"] Foto: Gottfried Schwarz / JU Niedersachsen[/caption]
An die Adresse von CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte Hügelmann, es sei natürlich von der Meinungsfreiheit gedeckt, wenn jemand Fakten zusammentrage und sich vor eine Kamera setze. „Wenn einen das auf dem kaltem Fuß erwischt, ist das erst einmal nicht das Problem des Senders sondern des Empfängers“, so Hügelmann. Dem Adenauerhaus sei eine jahrelange Untätigkeit krachend auf die Füße gefallen, weil es diesen Bereich nicht mit einer entsprechenden Professionalität behandelt habe. Dabei hätten Experte seit Jahren darauf hingewiesen, dass sich Kommunikation an solchen Stellen verändere. Die entscheidende Frage für die Union müsse derweil sein, warum die Position der Union in den unter anderem in sozialen Medien diskutierten generationenübergreifenden Themenkomplexen so wenig stattfinde. Der Höhenflug der Grünen muss Hügelmann zufolge allerdings auch nicht von Dauer sein. „Das größte politische Kapital der Grünen ist derzeit die kognitive Dissonanz ihrer potenziellen Wähler. Sie sprechen etwas an, was sich in der Lebensrealität ihrer Wähler gar nicht wiederfindet“, meinte der Sozialwissenschaftler. Es sei auch leichter, aus 15 Jahren parlamentarischer Opposition heraus Themen zu setzen.
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Die Parteien rief Hügelmann dazu auf, soziale Medien wie Instagram stärker und konstanter als bisher zu nutzen. Man könne dort Menschen direkt erreichen und schneller und einfacher mobilisieren. Das liege auch an den Veränderungen durch soziale Medien. „Der Berg an Reizen wird für Wähler und Konsumenten immer größer. Unser Gehirn kann das gar nicht mehr bewerkstelligen“, erklärte Hügelman, der gerade an seiner Promotion zu politischer und digitaler Kommunikation arbeitet. Auf individueller Ebene werde deshalb immer mehr automatisch die einfache Lösung gewählt. „Das bedeutet: Der Anteil rationaler Entscheidungen sinkt.“Dieser Artikel erschien in Ausgabe #117.