3. Dez. 2020 · 
Soziales

Reimann: Impfung dauert länger als zehn Minuten

Anfang übernächster Woche sollen die rund 60 Corona-Impfzentren in Niedersachsen startbereit sein – und vielleicht noch Ende Dezember, vermutlich aber erst 2021 dann ihre Arbeit beginnen. Im Sozialausschuss des Landtags hat Sozialministerin Carola Reimann (SPD) gestern noch einmal umfangreich zu mehreren Details Stellung genommen. Dabei verneinte sie eine Frage der CDU-Abgeordneten Petra Joumaah, die gehört hatte, dass je Bürger für die Impfung eine Zeitspanne von zehn Minuten vorgesehen sei. „Nein, das wird nicht reichen“, betonte Reimann. Der eigentliche Vorgang des Setzens der Spritze dauere vielleicht so lange – aber es müsse noch viel mehr geschehen. [caption id="attachment_51574" align="alignnone" width="780"] Zehn Minuten pro Impfung? Das wird nicht reichen, sagt Gesundheitsministerin Reimann - Foto: Pornpak Khunatorn[/caption] Jeder Betroffene habe das Recht auf ein vertrauliches Gespräch mit dem Arzt, dieser muss dann entscheiden, ob wegen Vorerkrankungen die Verwendung des konkret vorliegenden Impfstoffes überhaupt ratsam erscheint. Dann müsse genau und anhand der Kennung der Impfstoff-Nummer dokumentiert werden, wer welche Impfung erhalten hat – und schließlich müssten die Geimpften nach dem Vorgang noch einige Zeit in der Impfstation bleiben. Kompliziert werde alles auch dadurch, dass bisher noch nicht bekannt ist, welcher Impfstoff in Niedersachsen zuerst eintrifft. Von diesem Stoff aber hängt auch ab, welche Gruppen in der Rangfolge zuerst an der Reihe sein sollen.

Impfung zuerst beim Krankenhauspersonal

In der Ausschuss-Sitzung wurde auch die Frage aufgeworfen, welche Personengruppen zuerst geimpft werden sollen. Reimann betonte, man werde sich hier an die Empfehlung der „Ständigen Impfkommission“ und des Robert-Koch-Institutes halten. Noch zeichne sich aber nicht ab, wann es hierzu konkrete Festlegungen gebe. Immerhin schält sich bereits ein Plan heraus: Sobald der Impfstoff da ist, soll dieser zunächst in den Krankenhäusern beim Personal und bei den Patienten eingesetzt werden. Das gelte auch für Alten- und Pflegeheime. Die Betreuer von Bewohnern könnten jetzt bereits beginnen, die nötigen Einverständniserklärungen für die Impfungen zu schreiben – je früher diese vorliegen, desto reibungsloser klappe später die Impfung. Erst wenn diese „mobilen Teams“ ihre Arbeit beendet haben, kämen die eigentlichen Impfzentren zum Zuge. Sie könne bisher nur schätzen, wie eine Prioritätensetzung aussehen könnte – etwa Menschen in Funktionen, die für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung nötig sind, oder auch Risikogruppen zuerst. Dabei könne man Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen vorziehen, oder auch eine Altersgrenze ansetzen, etwa alle Niedersachsen, die älter als 75 sind. Wenn man diejenigen nähme, die älter als 65 sind, komme man schon auf eine Anzahl von 1,7 Millionen Menschen unter den acht Millionen Niedersachsen.

Der Sozialausschuss diskutierte über mehrere Detailprobleme:

Wie lange arbeiten die Impfzentren? Uwe Schwarz (SPD) erkundigte sich nach angeblichen Vorgaben, die Kommunen sollten ihre Impfzentren nur für sechs Monate statt für zwölf Monate anmieten. Bei umfangreichen Impfungen würden doch aber sechs Monate nicht ausreichen. Reimann meinte, das Ziel solle sein, irgendwann einen leicht zu lagernden Impfstoff zu haben, der dann in den Arztpraxen aufbewahrt und dort gespritzt werden könne. Sollte das schnell in großem Umfang vorliegen, könnten die Impfzentren früher schließen. Schnelltests auch in den Schulen: Nach den Pflegeheimen sollen auch die Schulen in die Lage versetzt werden, Corona-Schnelltests anzuwenden. Allerdings, betonte Reimann, müssten diese Tests dann von dafür geschulten Leuten vorgenommen werden. Wie läuft die Terminvergabe? Auf die Frage von Meta Janssen-Kucz (Grüne) sagte Reimann, leider sei eine Verständigung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung auf ein digitales System der Terminanmeldung und -vergabe gescheitert, sodass jetzt jede einzelne Kassenärztliche Vereinigung ein Modell entwickeln werde. Das werde in Niedersachsen mit einem Bürgertelefon für Menschen kombiniert, die keinen leichten Zugang zum Computer haben.
Dieser Artikel erschien in Ausgabe #219.
Niklas Kleinwächter
AutorNiklas Kleinwächter

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