OB-Wahl in Hannover: Die Grünen schicken Belit Onay ins Rennen
Mit der Präsentation des Grünen-Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Hannover wird am Freitag klar, dass die Entscheidung bei der Direktwahl im Herbst vermutlich unter drei Männern ausgetragen wird. Neben Marc Hansmann (49) von der SPD und dem parteilosen Eckhard Scholz (55) als Kandidaten der CDU soll der Grünen-Landtagsabgeordnete Belit Onay (38) antreten. Das will die dreiköpfige Findungskommission, die sich in den vergangenen Wochen auf die Suche begeben hatte, heute den Mitgliedern empfehlen.
Die Mitgliederversammlung des Grünen-Stadtverbandes ist für nächsten Mittwoch geplant. Die „Neue Presse“ berichtet, Onay habe sich intern gegenüber einer Frau durchgesetzt – der Ersten Beigeordneten Anja Rietschel aus Bielefeld, die früher in Hannover gearbeitet hat. Ob es bei den Grünen nun noch Diskussionen über die Kandidatur geben wird, ist nicht absehbar.
Onay genießt einen guten Ruf
Onay genießt allerdings in der Landtagsfraktion wie in der Stadtpartei einen guten Ruf als sehr sachlicher, auch um Kompromiss und Ausgleich bemühter Politiker. Er stammt aus Goslar, ist Diplomjurist, hat früher für die Landtagsabgeordnete Feliz Polat gearbeitet und ist seit 2013 Landtagsabgeordneter. Als innenpolitischer Sprecher stand er weit vorn in der Kritik der Partei am Polizeigesetz, auch wenn er nie zu den verbalen Scharfmachern in diesem Streit gerechnet wurde.
Gleichwohl wird Onay dem linken Grünen-Flügel zugerechnet. Die Grünen trauen ihm zu, es bei der OB-Wahl am 27. Oktober vermutlich bis zur Stichwahl (10. November) zu schaffen. Dann könnte er gegen Hansmann oder Scholz antreten, je nachdem, wer von beiden es unter die ersten Zwei schaffen wird.
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SPD setzt die politischen Mitbewerber in Hannover unter Zugzwang
Als bisher einzige Frau hat bisher die parteilose Kulturmanagerin Iyabo Kaczmarek ihre Bewerbung angekündigt. Da kein großes politisches Lager und keine starken Kräfte sie unterstützen, gilt sie als aussichtslos. Das trifft ebenfalls für Adam Wolf (Piraten) und Jörn König (AfD) zu, die auch als Kandidaten im Gespräch sind. Die FDP hat sich noch nicht festgelegt, die Linkspartei auch nicht.
Die SPD setzt auf den jugendlich und vorwärtsstrebend wirkenden Hansmann, der als früherer Finanzdezernent und Stadtwerkevorstand die Kommunalpolitik hervorragend kennt. Die CDU will mit Scholz, dem angesehenen früheren Vorstand von VW Nutzfahrzeuge, vor allem Wirtschaftskompetenz vermitteln, sie fordert einen „echten Neuanfang“ und beschreibt Hansmann als Teil von Fehlentwicklungen im Rathaus, die in der Gehälteraffäre um Stefan Schostok gegipfelt hätten.
Die Grünen präsentieren mit Onay einen erfahrenen Politiker mit juristischem Sachverstand, der zwar keine große Behörde geführt hat, wohl aber in der Moderation von Konflikten erfahren ist – und ein hohes Ansehen genießt. Vehement wirbt Onay auch für einen besseren Dialog der Kulturen und Religionen in der Landeshauptstadt.